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5. September – Reisen wie vor 100 Jahren
6. September – Auf Rollböcken nach Heiligenberg
12. September – Rund um den Kirchturm
17. September – „Alltag“ an der Marschbahn
18. September – Rote Großdiesel
23. September – Zeitreise durch die Prignitz
29. September – Statt Arbeit




Donnerstag, 17. September 2020 – „Alltag“ an der Marschbahn

218 380

Kurzfristig bot sich die Möglichkeit, vor dem Dienst eine kleine Tour an die Marschbahn zu machen, wo der Betrieb bekanntermaßen recht bunt zugeht und auch hier die Zeit nicht stehenbleiben wird. Ab Ende 2023 sollen nach aktuellen Plänen der DB im Fernverkehr schrittweise neue lokbespannte Züge zum Einsatz kommen, die aktuell noch unter dem Arbeitstitel „ECx“ laufen.
Nun sollen die ersten 23 aus dem Rahmenvertrag vom Februar 2019 abgerufenen ECx-Züge ab Dezember 2023 bzw. Sommer 2024 die verbliebenen lokbespannten IC1-Züge ersetzen. Als Hersteller wurde der spanische Hersteller Talgo ausgewählt, welcher mit seinen Gliederzügen seit Jahren erfolgreich am Markt aktiv ist – einzig den InterCityNight-Zügen des Herstellers war bei der DB kein langes Leben beschert – die Gründe für das kurze Leben der Talgonachtzüge waren aber kaum in der Zugtechnologie, sondern vielmehr in der Unternehmenspolitik der DB zu finden.
Die neuen ECx-Garnituren sollen grundsätzlich aus 17 Reisezugwagen bestehen, welche mit einer speziell für den ECx entwickelten Lokomotive bespannt werden und über einen Steuerwagen im Wendezugbetrieb gefahren werden können. Die Zeit der Loks der 218 vor den IC-Zügen nach Westerland läuft damit unweigerlich in einigen Jahren ab, die DB unterhält ihre eigenen Loks seit Jahren nur noch notdürftig und kann inzwischen den Bedarf längst nicht mehr aus eigenen Beständen decken. Leihloks sind daher an der Marschbahn längst Alltag und ein lohnendes Geschäft für Käufer der von der DB doch eigentlich nicht mehr benötigten Loks. Zeitweise waren die DB-218 dieses Jahr im Sommer an der Marschbahn in der Minderheit und drei der vier Zugpaare in der Hand von angemieteten Loks.
IC2311 war heute von einem gemischten Doppel bespannt. 218 380 bespannte den Zug zusammen mit der ozeanblau/beige lackierten 218 466 der Railsystems RP GmbH.

VT 506

VT 505 passiert als neg14 den Bü „Der mittelster Querweg“ bei Galmsbüll, dort wo die Straßennamen etwas einfacher sind. Die im März 2019 vorgestellte Konstellation eines 17-teiligen Reisezuges würde den heutigen Kurswagenbetrieb nach Dagebüll unmöglich machen und so wird seitens der beteiligten Unternehmen an einer Lösung für den Kurswagenverkehr gearbeitet, welche einen Halbzugbetrieb vorsieht. Ab Itzehoe würde die beiden sandwichbespannten ECx-Halbzüge mit einer Diesellokomotive der DB bespannt, welche den vorderen Zugteil nach Westerland fährt, während der zweite Zugteil von der E-Lok des zweiten Zugteils nach Dagebüll gefahren wird.

T4

Der kundige Leser wird längst geschluckt haben und überlegen, ob der Autor einen im Tee hat – ist nördlich Itzehoe gar keine Fahrleitung vorhanden und aktuell auch keine Elektrifizierung der Marschbahn geplant. Die neg hat kurzerhand die die Kosten der Beschaffung von zwei neuen Diesellokomotiven den Kosten der Elektrifzierung – inklusive Bf Niebüll, Gleise 1-3 – gegenübergestellt und ist in der Bewertung zum Schluss gekommen, dass sich die zu erwartenden Kosten etwa die Waage halten. Im März 2020 waren Vermessungsleistungen für die Elektrifizierung ausgeschrieben. Der künftig benötigte Strom wird dabei von 42 Windkraftanlagen mit 103 Megawatt installierter Leistung produziert.
Am 17. September liefen entlang der Trasse bei Maasbüll bereits Vermessungsarbeiten, als der T 4 die Kurswagen vom IC2314 inklusive Heizwagen und dem VT 505 mangels Umsetz- und Abstellmöglichkeit in Dagebüll Mole wieder zurück nach Niebüll brachte. Solche illustren Garnituren werden ab 2024 der Vergangenheit angehören.

218 054

Die „blauen Schlümpfe“ der PRESS sind inzwischen Alltag an der Marschbahn. Die 218 054 und 055 bespannen regelmäßig die IC auf der Marschbahn, lediglich vor den Sylt Shuttle-Zügen wurden noch keine PRESS-218 gesichtet. Jüngst wurde auch die dritte von der DB gekaufte 218, die ehemalige 218 454 und bei der PRESS nun als 218 056 bezeichnete Lok von DB Fernverkehr angemietet und kommt vor IC-Zügen auf der Marschbahn zum Einsatz. Hier verlässt die 218 054 alias 218 448 vor dem IC2072 aus Dresden noch fast gegenlichtig den Bf Risum-Lindholm.

VT 505

VT 506 führt den Zug neg23 mit den Kurswagen vom IC2072, verstärkt vom Heizwagen und T 4 entlang der 1704 eingedeichten Söschenswarft nahe dem Hp Dagebüll Kirche.

T4

neg24 nach Niebüll erreicht mit den Kurswagen aus IC2072 Maasbüll.

SSP 628

Nicht nur die Loks der BR 218 haben im Norden ihr letztes großes Einsatzgebiet, auch die – abgesehen von der Südostbayernbahn – bei der DB inzwischen weitgehend außer Dienst gestellte BR 628/928 kommt hier in Diensten von DB Fernverkehr noch zum Einsatz – nachdem die BR 628/928 im Jahr 2015 der Joker war, den Zuschlag für ausgeschriebene Trassenrahmenverträge zu bekommen.
Durch die Verlängerung der Fahrten nach Bredstedt, Husum und gar Hamburg-Altona konnte die DB damals wesentliche Trassen entsprechend der Wichtung der Trassenlänge gewinnen, welche sonst komplett an den Wettbewerber RDC gegangen wären. Zahlreiche 628.4 wurden für diese Verkehre hergerichtet, fahren oft menschenleer durch die Marschlandschaft und werden gerne an andere DB-Unternehmen verliehen, um Lücken zu schließen.

RE6

Seit Dezember 2015 ist DB Regio wieder für den Betrieb der Marschbahn verantwortlich – und hat entsprechend der Ausschreibung die Married-Pair-Garnituren übernehmen müssen. Diese Garnituren gingen wenige Wochen vor Übernahme des Netzes nach Problemen mit den Kurzkupplungen außer Betrieb und mussten durch zum Teil illustre Ersatzfahrzeuge ersetzt werden – welche zu einem großen Teil bereits vom künftigen Betreiber DB Regio gestellt wurden.
Während sich die Lage bei den Married-Pair-Garnituren inzwischen entspannt hat, ist die Vorhaltung einer Ersatzgarnitur noch immer nicht verzichtbar. Waren es anfangs unklimatisierte Doppelstockwagen mit Steuerwagen der n-Bauarten, wurden die Wagen im Sommer 2020 durch klimatisierte Fahrzeuge ersetzt und auch der Steuerwagen ist inzwischen ein Doppelstockwagen. Die Kemptener Leihlok 245 004 schiebt den RE11029 gen Hamburg-Altona.

Alpen-Sylt-Express

Sylt war noch vor rund 15 Jahren Ziel von Nachtautozügen, ehe die DB im Zuge der Angebotsbereinigung auch die Züge nach Sylt strich. Ende 2016 stellte die DB den Nachtzugverkehr komplett ein, sie scheute jegliche Modernisierung des Wagenparks im als defizitär angesehenen Nachtzugverkehr. Ein Jahr später folgte auch der DB-Autozugverkehr abseits der Marschbahn.
Nun hat die DB die Rechnung ohne den Wirt gemacht und Eisenbahninfrastruktur kann nicht „per Order di Mufti“ eingestellt werden. Erst wenn keine andere Anbieter die fraglichen Verkehre auf eigene Rechnung fortführen wollen, darf vorhandene Eisenbahninfrastruktur stillgelegt werden. Dies merkte die DB nachdrücklich, als die rechtsgültige Planfeststellung für den Neubau des Bf Hamburg-Altona an der unzureichend verbindlichen Planung der zukünftigen Autoverladung in Hamburg scheiterte. Die BahnTouristikExpress GmbH (BTE) bietet aktuell regelmäßig Nachtautozüge nach Lörrach an und nicht nur das Unternehmen legt Wert auf verbindliche Planungen für die Zukunft – ein Problem, was inzwischen einvernehmlich gelöst werden konnte.

Seit 2020 neu ist der Verkehr des „Alpen-Sylt-Express“, welcher von der für den AUTOZUG Sylt verantwortlichen RDC AUTOZUG Sylt GmbH betrieben wird. RDC nutzt hierfür die Wagen des bis zur COVID 19-Pandemie in Zusammenarbeit mit der
FlixMobility GmbH betriebenen FLIXTRAIN Hamburg – Köln. Dieser wurde bis zur überraschenden Kündigung über die BTE, eine Tochter des US-amerikanischen Unternehmens Railroad Development Corporation (RDC), betrieben.
Die in Husum gewarteten ehemaligen FLIXTRAIN-Wagen müssen zu Beginn der Einsatztage nach Westerland überführt werden, dieses übernimmt bisher meist eine Leihlok der BR 251/ DE 2700. Der DE 2700-06 der Holzlogistik und Güterbahn GmbH (HLG) kam die Aufgabe zu, den Leerpark von Husum nach Westerland zu überführen, hier durchfährt der Zug Risum-Lindholm.
Die Vorgänger der DE 2700, auch als Di6 für die Norges Statsbaner (NSB) bekannt, waren die drei Prototypen der Reihe DE 1024 von MaK. Die beiden letzten als DE 1024 erhaltenen Loks, die 240 001 (Brandschaden) und 003 der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK), wurden jüngst n Brühl verschrottet, nur ein Führerstand einer DE 1024 bleibt bei den Köln-Bonner-Eisenbahnfreunden (KBEF) erhalten.

218 054 und 055

Im Vergleich mit dem Foto zuvor ist auch zu erahnen, warum die PRESS-Leihloks bisher nicht vor den Sylt Shuttle-Zügen der DB im Einsatz waren. Markenzeichen der AUTOZUG Sylt-Verkehre von RDC sind blaue Loks und Wagen. Lange liefen die beiden Loks vor den IC-Zügen 2310/11, am Donnerstag stand IC2072/73 von/ nach Dresden auf dem Programm, hier bei Risum-Lindholm.

218 466

Praktisch ist es, wenn eine Fotostelle in beide Richtungen funktioniert. Der IC2310 aus Frankfurt/M war heute deutlich verspätet und die Prognose lautete auf praktisch zeitgleiche Durchfahrt wie IC2073 nach Dresden durch Risum-Lindholm, was einen geplanten Standortwechsel ausschloss. Die RP-218 466 quert zusammen mit der DB-218 390 den Bü Dorfstraße.

SSP 628

D1452 aus Bredstedt, gefahren vom „Schnellverkehrstriebwagen“ 928/628 521, passiert in schneller Fahrt Risum-Lindholm. Im Niebüll wird der Triebwagen an den planmäßigen Sylt Shuttle von DB Fernverkehr zur Fahrt nach Westerland angehangen.

DE12

Die neg nutzt für den Güterverkehr rund um Niebüll Leihloks von Vossloh. In Kürze soll das Unternehmen eine fest zugeteilte DE12 erhalten, bis dahin weilt seit dem 27. August die 92 80 4125 008-7 (5402433/20) bei der neg. Hier passiert die Lok mit dem abendlichen Kesselwagenzug von Niebüll nach Hemmingstedt den Fotografen. In der Summe eine schöne Ausbeute für einen ungeplanten Tag…

Fotos in Google Earth © 2020 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben