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11. Dezember – Straßenbahnen mit Tannenbäumen im Schnee
16. Dezember – Moin, ich bin der Neue Alte
28. Dezember – 1987: 75 Jahre Hamburger U-Bahn
29. Dezember – Nachts im Museum







Sonnabend, 11. Dezember 2021 – Straßenbahnen mit Tannenbäumen im Schnee

Tw 587

Ende Oktober endet im Straßenbahnmuseum Skjoldenæsholm jedes Jahr die Fahrsaison, Ende April erwacht das Museum wieder zu Leben. Mit einer Ausnahme, dem alljährlichen Tannenbaumverkauf am zweiten Dezemberwochenende. In der Schleife Eilers Eg werden Tannenbäume verkauft und vom Museum mit Hilfe von Transportloren zum Parkplatz befördert.
In der Ende der 1990er Jahre in Skjoldenaesholm wiederaufgebauten Valby Gamle Remise herrscht dann weihnachtliche Stimmung – das bisher dort angesiedelte „JulecCafé“ zog dieses Jahr erstmals in das neu errichtete Magazingebäude in der Smallegade 1 um, welches einfacher beheizt werden kann.
Bereits
2014 und 2015 war der Fotograf zum Tannenbaumverkauf in Skjoldenæsholm, damals war es kalt und sonnig, aber schneelos. Die Tage vor dem Wochenende zeichnete sich ab, dass dieses Wochenende dort Schnee liegen könnte und die eigentlichen Pläne wurden kurzfristig über den Haufen geworfen. Seit Freitagabend schneite es in Skjoldenæsholm durchgehend – zwar keine großen Mengen, aber ein paar Zentimeter kamen bis zum Morgen zusammen.
Durch die Weihnachtsveranstaltung mussten die für den Einsatz vorgesehenen Wagen draußen übernachten, was am Morgen eingeschneite Wagen bedeutete. Der als „Nullerten“ geschmückte Lunding-Triebwagen 587 steht vor der
Valby Gamle Remise zum Ausrücken bereit. Rechts der Schörling-Saugtriebwagen R4 – ehemals Duisburg 711 – welcher in den letzten Monaten nach Anpassung an einen fiktiven Kopenhagener Arbeitswagen fertiggestellt wurde.  

Tw 100

Auf der Fahrt nach Norden zeichnete sich ab, dass sich die aufziehende Warmfront etwas schneller als erwartet durchsetzen könnte. Die Temperaturen waren auf Lolland noch im Plusbereich und kein Schnee. Auf Falster änderte sich das allmählich – erst auf der Insel Seeland war eine Schneedecke anzutreffen. Im Museum angekommen zeigten sich die Bäume noch schneeverhangen, perfekte Winterstimmung – auch wenn die Temperaturen auch hier bereits leicht im Plusbereich angekommen waren.
Der Maximum-Triebwagen 100 stand über Nacht zusammen mit Beiwagen 1253
am Frederiksberger Telefonkiosk und ließ sich einschneien. Nun ist die Nachtruhe vorbei und die Weihnachtsfahrten beginnen. Im Hintergrund sind die aktuell im Museum laufenden Gleisbauarbeiten zu sehen, nach Saisonende Ende Oktober begannen umgehend die Arbeiten zur Erneuerung der Schleife und der Gleisharfe vor Remise 1. Die ab Ende der 1970er Jahre errichteten Gleise waren altbrauchtbar aus København und Århus übernommen worden und an der Verschleißgrenze angekommen.

Tw 100

Auch die Remise 1 wird derzeit renoviert. Neben den Dachfenstern wird auch die Fassade entlang der Valby Langgade erneuert. Die alten Eternitplatten wurden entsorgt und eine neue, stärkere Isolierung montiert. Nach dem Einbau neuer, zum Teil größerer Fenster wird die Fassade neu verkleidet und künftig farbliche Akzente setzen.

Tw 587

Der Triebwagen 587 fährt als „Nullerten“ bei Tobaksmarken gen Eilers Eg. In der dänischen Tageszeitung Social-Demokraten, später Aktuelt, hatte der Karikaturist Helge Hall Jensen zwischen 1950 und 1964 eine regelmäßige Karikatur über Zeile 0, auch „Nullerten“ genannt.
Auf Wunsch des Schauspielers Ib Schönberg wurde 1953 an einem Sonntag im Dezember
die Linie 0 eingerichtet und von Freiwilligen der Kopenhagener Straßenbahn betrieben. Der Fahrpreis betrug eine Krone, der Gewinn wurde für die Weihnachtsfeier der Sozialdemokraten im Kopenhagener Rathaus verwendet.
Unter Mitwirkung
von Schauspielern verkehrte die Linie 0 bis 1956 noch drei weitere Male an je einem Dezembersonntag. Das Museum hat die Tradition wieder aufgenommen und jedes Jahr im Dezember fährt ein entsprechend geschmückter Lunding-Triebwagen als Linie 0.

Tw 470

An der aufgelassenen Hst Tobaksmarken der Scrap-Triebwagen 470 mit Beiwagen 1065. Links ist der die letzten Jahre trockengelegte Teich auf dem früheren Golfplatz zu sehen. Die einstigen Golfanlagen sollen nach der Insolvenz des Golfklubs und dem Verkauf des Geländes in der nächsten Zeit zu einem Naturgelände umgestaltet werden.

Tw 2412

Im Sommer um die Mittagszeit das Motivklassiker in Skjoldenæsholm – der Überweg an der ehemaligen Hst Tobaksmarken, heute fast surreal verschneit. Hier passiert Düwag-GT6 2412 im Outfit der Erprobung 1958 in København. Seit fast 20 Jahren ist der 2412 eines der am meisten eingesetzten Fahrzeuge des Museums. Nach Fertigstellung des Tw 890 als Kopenhagener Wagen im letzten Einsatzzustand ist für den 2412 eine gründliche Instandsetzung vorgesehen.
Etwas irritierend wirkt hier die Fahrzeugkonstellation – bereits auf der eingleisigen Strecke ist der Scrap-Zug 470/1065 unterwegs, während der GT6 2412 gerade profilfrei ist. Die Signalanlage zur Sicherung des anschließenden eingleisigen Abschnitts war am Vormittag gestört, das letzte im Block ankommende Fahrpersonal musste zur Sicherung von Gegenfahrten dem Gegenzug stets eine Fahrerlaubnis mitgeben. Nach Übergabe der Fahrerlaubnis an den Wagenführer des 470 setzt der 2412 seine Fahrt fort.

Tw 275

Praktisch zeitlos passiert der kriegsverdunkelte Verband aus den Wagen 275 und 1460 die Hst Flemmingsminde, in der die einstige Wartehalle von Vestre Kirkegård in København aufgestellt ist.

Tw 470

In Gegenrichtung der Scrap-Verband aus den Wagen 470/1065. Die Geschichte der 1936 auf diesem Abschnitt stillgelegten Sjællandske midtbane – auf der heute die Museumsstrecke verläuft – ist in der Wartehalle dargestellt. Die Inbetriebnahme der von den Mitgliedern des Vereins errichteten Strecke erfolgte zwischen 1985 und 1999 – Flemmingsminde war zwischen August 1987 und Juli 1990 Endstation.

Tw 100

Der Verband aus den Wagen 100 und 1253 passiert die Hst Flemmingsminde. Außer einzelnen Fotografen ist hier heute praktisch niemand unterwegs.

Tw 2412

Den Waldrand vom Højbjerg Skov passiert hat der 2412 auf der Fahrt ins Museum. Man sieht dem A-Teil des 2412 die gute Heizung deutlich sichtbar an …

Tw 470

Entsprechend der Lage am Waldrand hat die Ausweichstelle den Namen Skovkanten erhalten. Tw 470 und Bw 1065 fahren in die Haltestelle ein. Der Schnee hat den unschlagbaren Vorteil, Szenerien umsetzen zu können, die im Sommer und bei Sonnenschein kaum möglich sind. Die Hst Skovkanten ist im Sommer ein dunkles Loch im Gegenlicht mit hellem Hintergrund.

Tw 275

Die Wagen 275 und 1460 haben die Hst Skovkanten erreicht …

Tw 275 und Tw 587

… der Wagenführer steigt aus und übergibt die Fahrerlaubnis für den Abschnitt zwischen Skovkanten und Tobaksmarken in Form eines „Signalstabes“ aus Messing dem entgegenkommenden Wagenführer.

Tw 100

Tw 327 hat mit dem Verband 100/1253 gekreuzt, im dunkleren Umfeld kommen die beleuchteten Weihnachtsbäume auf den Triebwagen gut zur Geltung.

Tw 470

Nach dem hier querenden Forstweg ist die Hst Gammel Sparegodtvej benannt. Die Instandhaltung von Fahrzeugen und der Infrastruktur erfolgt ehrenamtlich – Gräben wollen gepflegt, Drainagen funktionsfähig, der Baumbestand und der Grünwuchs kontrolliert sein. Die „große“ Bahn gerade in Deutschland führt regelmäßig vor, welche Auswirkungen Stürme bei Unterlassung aktiver Grünstreifenpflege auf die Strecken haben können. Nicht selten wird in ganzen Bundesländern bei Sturmwarnung der Betrieb eingestellt.
In den letzten Jahren wurde die Trasse der Straßenbahn deutlich ausgeholzt, um diese Sturmschäden zu minimieren. Den Fotografen freut es als Nebeneffekt – fast jedes Jahr finden sich neue Möglichkeiten entlang der Strecke.

Tw 275

Der Triebwagen 327 befördert die in Eilers Eg verkauften Tannenbäume mit einer Transportlore zum Museum, wo sie auf die Meterspur umgeladen werden. Hier wieder an der Hst Gammel Sparegodtvej.

Tw 275

Im Sommer ist die Hst Gammel Sparegodtvej ein beliebtes Ziel von Museumsbesuchern – mit der Straßenbahn „ins Grüne“ fahren und an den mit Bänken und Tischen ausgestatteten Plätzen das mitgebrachte Picknick genießen. Heute ist es allerdings dafür etwas kalt …

Tw 100

Auf dem Weg nach Eilers Eg der Tw 100 mit Bw 1253.

Tw 470

Benannt nach der die Bahntrasse querenden Brücke ist die Hst Broen mit ihrer markanten Haltestellensäule und den zeitgenössischen Werbeplakaten.

Tw 100

Im Hintergrund die einst über die Sjællandske midtbane führende Brücke. Noch heute, 85 Jahre nach Stilllegung der Eisenbahnlinie, ist das staatliche Infrastrukturunternehmen Banedanmark für die Sicherheit der Brücke zuständig.

Tw 327

Schnee ohne Schneemann? Gibt es nicht, hier wird er gerade gebaut.

Tw 275

Tw 275 mit Bw 1460 erreichen die Hst Broen. Im Hintergrund ist die Endstelle Eilers Eg zu erkennen.

Tw 470

Der Scrap-Zug 470/1065 hat die Hst Broen durchfahren.

Tw 587

Der „Nullerten“ 587 vor der Hst Broen wieder auf dem Weg ins Museum.

Tw 587

20 Minuten später hat der Nullerten wieder die Hst Eilers Eg erreicht und steht zur Fahrt zum Museum bereit. Links die markante, von der Hst Fruens Bøge in Odense stammende Wartehalle.

Tw 470

Für die Kinder ist der Schnee vielleicht der erste ihres Lebens, da gibt es kein Halten ihn zu entdecken. Nach einer kleinen Verzögerung im Betriebsablauf erreicht der Verband aus 470/1065 die Hst Eilers Eg und wird bereits von zahlreichen Fahrgästen erwartet, die sich auf die wohlige Wärme im Wagen freuen.

Tw 2410

Haben sich Besucher für einen Baum entschieden, wird er sogleich per Smartphone bezahlt. So ganz geht die moderne Technik doch nicht am Museum vorbei …

Tw 327

… anschließend wird der Baum eingenetzt, nummeriert und mit dem Straßenbahngüterzug auf die Reise geschickt …

Tw 327

… der hier in Form des Tw 327 mit dem Troljebivogn 30a zur Abfahrt bereitsteht.

Tw 275

Ein letztes Foto in Eilers Eg, bevor es im gut beheizten Düwag-Gelenkwagen wieder ins Museum geht. Nach drei Stunden Streckenwanderung sind die Wärmereserven aufgebraucht und die Füße eiskalt. Die Mitarbeiter an den halboffenen Straßenbahnwagen bzw. den Verkaufsständen haben da noch drei Stunden vor sich.

Busausstellung

Auf der Suche nach etwas Wärme bot sich ein Rundgang durch die Busausstellungshalle an, wo en Teil des Fuhrparks des Museums ausgestellt ist. Die hier im Bild zu sehenden Fahrzeuge sind prinzipiell betriebsbereit, werden aber kaum eingesetzt – im Falle des O-Busses 101 soll sich dieses mittelfristig ändern, wenn im Museum die O-Bus-Fahrleitungsanlage errichtet ist. Zuvor müssen am Wagen 101 noch einige Instandsetzungen durchgeführt werden, damit er regelmäßig eingesetzt werden kann. Mit Hilfe eines Bodenschleifers kann das Fahrzeug im Museum unter Straßenbahnfahrleitung bereits heute kurze Strecken aus eigener Kraft zurücklegen.

Busausstellung

Prägnante, aus Deutschland wohlbekannte Form. Der Büssing Senator 12D mit der Nummer 62 wurde 1963 von der Nordisk Karosserifabrik in Svendborg gebaut, in die sich im gleichen Jahr das deutsche Unternehmen Büssing eingekauft hatte um günstigere Zollbedingungen für Lieferungen in die nordischen Länder zu bekommen. 1969 wurde das Unternehmen nach einer Reihe von für Schweden gefertigten bzw. auf Rechtsverkehr umgebauten Fahrzeugen dennoch geschlossen, Busse aus deutscher Produktion sind in Dänemark bis heute kaum vertreten.

Busausstellung

Geschichte endet nicht am Tag X, auch moderne Fahrzeuge haben eine begrenzte Einsatzzeit und was für heutige Zeitgenossen wenig Nostalgisches haben mag, wird es in 30 oder 40 Jahren für einen Großteil der dann Lebenden fraglos haben.
Links der gasbetriebene Bus 5202, 1998 von DAB Silkeborg gebaut und 2011 vom Museum übernommen. Rechts der 2001 von East Lancashire Coachbuilders in England auf einem Chassis eines Volvo B7LT gebaute Doppelstockbus 2806, welcher 2018 als Leihgabe von Paaskebus ins Museum kam.


Busausstellung

Auch die Mobilitätswende findet sich bereits im Museum. Hier ein Fahrrad, das Ende der 1990er Jahre für ein Fahrrad-Sharing-System in København verwendet wurde. An den Fahrrädern war diverse Werbung angebracht, in diesem Fall für das Kopenhagener S-Bus-System.
Der Bus 1425 wurde 2001 von der Aabenraa Karosserifabrik auf Basis eines Volvo B10BLE-63 gebaut und bis 2011 von ARRIVA eingesetzt. Seit 2013 ist der Bus Bestandteil des Museums. Dahinter der Bus 1947, ein 2009 vom italienischen Unternehmen Industrial Cars SpA auf Basis eines Renault Master-Chassis gebauter Elektrokleinbus mit einer Reichweite von 150 km und 40 kW Leistung. Bis 2014 wurden diese Busse
in København von ARRIVA als CityCirkel betrieben, 2016 kam der Wagen 1947 zusammen mit einem Ersatzteilspender ins Museum.

Tw 3 und 327

Der Weihnachtsbaumtransport aus Eilers Eg wartet bereits auf den Anschluss auf Meterspur.

Tannenbaumverladung

Auch bei der Kälte sind die Mitarbeiter gut gelaunt und freuen sich über ein Foto, ehe der Baum umgeladen wird.

Tw 327 und Tw 3

Zwei Mann, zwei Enden und schon sind die Bäume für die weitere Etappe auf die Meterspur verladen.

Tw 3

Triebwagen 3 aus Århus fährt die Tannenbäume zum Parkplatz, wo sie später von den Besuchern abgeholt werden können.

Tw 36

Triebwagen 36 aus Flensburg folgt im Sichtabstand.

Tw 36

Bereits 10 Jahre ist die Restaurierung des Tw 36 in Gera her, der Wagen verkehrte nach Übernahme aus Flensburg lediglich im Eröffnungsjahr 1978 auf der Meterspurstrecke des Museums und stand die Jahre danach in der Remise 1 abgestellt.
Leider sind nach der Insolvenz der Stadtwerke Gera, welche die Verkehrsbetriebe mit den Sog zogen, in Gera keine Restaurierungen historischer Fahrzeuge mehr möglich. Das letzte für Skjoldenæsholm begonnene Projekt war der Düwag-Triebwagen 815, welcher bis zum Jahr 2015 im Auslieferungszustand restauriert werden sollte. Die Hoffnung, das recht weit fortgeschrittene Projekt in Gera noch abschließen zu können, erfüllte sich nicht – der Rohbau des Wagens wird in Kürze nach Skjoldenæsholm zurückkehren.


Tw 100

Als Abschluss an der Valby Gamle Remise wieder der „Nullerten“ in Form vom Tw 587.

Fotos in Google Earth © 2021 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben