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Juni 2012

5. Juni 2012 – Die Ältesten zuerst!
9. Juni 2012 – Eisenbahnbulle
17. Juni 2012 – Kleiner Triebwagen auf großem Berg
23. Juni 2012 – Mit der V 200 zum Schönberger Strand
24. Juni 2012 – 1993: V6E 3644 auf der Museumsstraßenbahn im Einsatz
29. Juni 2012 – 100 Jahre Ringlinie
30. Juni 2012 – Esel allein in den Walddörfern




Sonntag, 17. Juni 2012 – Kleiner Triebwagen auf großem Berg

T42 in Wernigerode

Dieses Jahr feiert die Harzer Schmalspurbahnen GmbH das 125jährige Bestehen der Schmalspurbahnen im Harz mit einem großen Jubiläumsprogramm. Neben zahlreichen Bahnhofsfesten werden diverse Sonderfahrten angeboten, einschl. Fahrten von Gasttriebwagen. Bei allen der vielfältigen Sonderfahrten kann man als Auswärtiger nicht dabei sein, aus dem Programm hatte ich mir zwei Schmankerl herausgesucht. Neben einer Fahrt mit dem NWE-Triebwagen T3 (welche letztlich aufgrund Triebwagenschadens mit dem Fuchs-Triebwagen 187 012 und einer handvoll Teilnehmer stattfand) fand der Triebwagen T42, ehemals VT 137 532 der Deutschen Reichsbahn, mein Interesse. Der Triebwagen stammt von den Franzburger Kreisbahnen und wurde nach Stilllegung der Strecken 1974 an den DEV verkauft, der den Triebwagen weitgehenst im Reichsbahnzustand auf seiner Strecke zwischen Bruchhausen-Vilsen und Asendorf einsetzt.
Fand die Fahrt mit dem 187 012 im Mai bei fast durchgängigem Regenwetter statt – so war für heute ein örtliches Zwischenhoch angesagt, welches für elf Stunden Sonne sorgen sollte. Die Hinfahrt fand teilweise bei Regen statt – aber die Vorhersage war so stabil, dass ich mir keine weitere Sorgen machte. Um 8 Uhr in Wernigerode angekommen, hingen noch dunkle Wolken über dem Harz und der Brocken in Wolken. Damit geht auch dieser Tag in die durchschnittlich 306 Tage im Jahr ein, wo der Brocken in Wolken hängt. Dass die Sonne heute mitzuspielen gedenkt, zeigte sie gleich bei Ankunft in Wernigerode, wo der T42 des DEV im Bw Wernigerode noch auf seinen Einsatz wartet.

T42 am Tunnel im Drängetal

Nach dem Windbruch im Drängetal ist der Tunnel am Thumkuhlenkopf ein Pflichtfotoort. Vormittags bescheint die Sonne das südliche Portal bestens. Fast 40 Reiseteilnehmer aller Altersgruppen steigen aus dem Triebwagen aus und verteilen sich auf der engen Ebene, der Ort des Stehens will gut überlegt sein – es geht im Zweifel rund 100 Meter abwärts und unten an der Straße findet sich so schnell keine Bushaltestelle...

T42 im Thumkuhlental

Im Thumkuhlental sorgte Ende der 1980er Jahre ein Waldbrand für weites Schussfeld. Inzwischen hat der Harz die lange Jahre perfekte Fotokurve wieder in Besitz genommen und die Länge der hier idealen Züge sinkt rapide...

T42 an der Straße zum Brocken

Lag die letzte Fotostelle noch rund 500 Meter über dem Meeresspiegel, haben wir hier bereits 800 Höhenmeter erreicht. Zum Brocken führt die Brockenstraße, welche jedoch für jeden Kraftverkehr gesperrt ist – Ausnahmen bestehen ausschließlich für die Versorgung des Brockens. Ideal für Fahrradfahrer, die die Mühen des Brockenaufstieges per Zweirad nicht scheuen – die Talfahrt ist umso schöner...
Da in der Regel die im Brockenverkehr ausschließlich eingesetzten Dampfloks Tender voran talwärts gen Drei Annen Hohne fahren, finden sich diverse Fotostellen zum Brocken kaum bei den Fotografen wieder. Einerseits liegt das an der Nicht-Erreichbarkeit der Stellen mit dem Auto, andererseits macht sich an dieser Stelle ein Tender voran fahrender Dampfzug nicht wirklich gut. Von daher traf die hier seltene Konstellation des Erreichens des Fotopunkts ohne Auto und das Verkehren eines fotogenen Zuges perfekt zusammen.

T42 am Wanderweg zum Brocken

Entlang einer der Wanderpfade im Brockengebiet wurde dieser Fotohalt eingelegt. Viele enge Windungen macht der Brockenverkehr auf dem Weg zum 1.140 Meter hohen Brockengipfel. Besondere Einlage waren hier die nicht fotografierenden Teilnehmer, die an dieser Fotosonderfahrt teilnahmen und – während die Fotografen auf das passende Wolkenloch warteten und rasch im passenden Moment ihre Fotos machten – irgendwas im Bachlauf entdeckten, aus dem Zug an das Geländer der Bachbrücke sprangen und nicht näher ergründetes fotografierten – so war Fotosonderfahrt eigentlich nicht gemeint...

T42 und 99 7234 im Bf Brocken

Schließlich erreichte der T42 erfreulich problemlos den Brockengipfel, die dunklen Wolken des Morgens hatten sich verzogen. 99 7234 steht mit dem Personenzug nach Wernigerode zur Abfahrt bereit. Noch am Tage zuvor war die Lok im Bf Steinere Renne mit einem Schieberschaden liegen geblieben und musste durch eine Ersatzlok ersetzt und von 199 861 zurück nach Wernigerode geschleppt werden.

T42 im Bf Brocken

Der Bahnhof Brocken liegt 1.125 Meter über Meereshöhe, deutlich über der Baumgrenze. Der Reisende kann bei Ankunft und guter Witterung eine herrliche Fernsicht von zum Teil deutlich über 100 Kilometer genießen.
Für den "Flachlandtriebwagen" T42 der früheren Franzburger Kreisbahnen ist die heutige Tour ein beispielsloser Ausflug, weit unten im Tal die Dörfer. Imposantere Motive findet der Eisenbahnfotograf selten.

T42 im Bf Brocken

Der Brocken zeichnet sich durch die Reste und Nachfahren der Horchposten auf dem einst direkt an der Grenze zum Westen liegenden Berg und durch die in den Jahren der Teilung unberührte Natur aus, heute sind die Funkanlagen ein Wahrzeichen des Brockens. T42 steht zur Rückfahrt nach Wernigerode bereit – anschließend hieß es erstmal die Anstrengungen der Fotohalte mit einem leckeren Wurstgulasch des Brockenwirts ausgleichen...

T42 in der Ausweichstelle Goetheweg

Die Brockenbahn besaß bereits in früheren Jahren ein Ausweichgleis am Goetheweg. Die 1961 für den öffentlichen Verkehr gesperrte Bahn wurde im September 1991 zunächst provisorisch wieder in Betrieb genommen und in der Folgezeit endgültig saniert. Unverzichtbar ist dabei die Ausweichstelle am Goetheweg, die die Zugdichte zum Brocken im Gegenverkehr verdoppelt – für den Richtungsverkehr sind heute mehrere Blockabschnitte mit Sicherung durch Lichtsignale installiert. Aus früheren Jahren stammt dieser unnachgiebige Prellbock aus Beton. Während im Hintergrund der talwärts fahrende Brockenzug dem nächsten Zug zum Brocken Platz macht, entsteht dieses eher seltene Foto des Gleisabschlusses des Ausweichbahnhofs Goetheweg.

T42 in der Ausweichstelle Goetheweg

Nach Weiterfahrt des talwärts fahrenden Dampfzuges kann auch der T42 wieder aus dem Ausweichgleis hervorkommen und wieder auf das Streckengleis einfahren. Unübersehbar die nahende Baumgrenze.

T42 im Thumkulental

Im Thumkuhlental finden sich diverse durch Windbruch entstandene Fotostellen, von denen diese hier zu einem spontanen Fotohalt genutzt wurde.

T42 im Drängetal

Unmittelbar am Betriebsbahnhof Drängetal liegt diese ebenfalls durch Windbruch gelegene Fotostelle, wo der T42 nochmals einen Fotohalt einlegt.

T42 und 99 7234 in der Ausweichstelle Drängetal

Im Betriebsbahnhof Drängetal wartet der T42 die Kreuzung mit dem von 99 7234 bespannten Personenzug ab, ehe die letzte Etappe nach Wernigerode startet. Manchmal wünscht sich der Fotograf auch die passende Fotowolke, die natürlich dann nicht da ist, wenn man sie braucht. Da heißt es dann am PC daheim aus den Pixeln der RAW-Aufnahme das beste herauskitzeln – das menschliche Auge wird auch 2012 von Digitalkameras nicht erreicht.

T42 am Tunnel Drängetal

Das westliche Portal des Thumkuhlenkopftunnels diente als Abschlussfotohalt der Tour. Die Wolkenbildung verrät, dass Sonne im Bild kein Automatismus war, sondern die eine oder andere Minute bei zum Glück schnell ziehenden Wolken abzuwarten war.
Wenn dann just im Moment der Sonne ein Pilzsammler aus dem Zug steigt, in aller Seelenruhe Pilze suchen geht und die Fotografen vor Verwirrung nicht wissen, ob der da im besten Sonnenlicht was vergessenes sucht und erstmal nicht meckern – dann aber merken dass "der da im Bild" nur Pilze sucht und mit dem Eintreffen der Fotowolke wieder in den Zug steigt... *Seufz* Zum Glück kam die Sonne dann noch passend heraus und die Szene sorgt letztlich nur eine abrundende Erheiterung – bei der es fast schade ist, dies nicht extra abgelichtet zu haben...

99 7232 am Bü Friedrichstraße

Zum Abschluss der Tour hatte ich vor der Heimfahrt noch ein Motiv in Hasserode auf dem Zettel – zum Glück spielte auch hier die Sonne mit, "warten auf Sonne" geht hier nicht wirklich... Die restlichen WSSB-Blinklichtanlagen der Bahnübergänge auf dem Gebiet der früheren DDR müssen nach einzeln erteilten Sondergenehmigungen kurzfristig durch neue Bü-Sicherungen mit separatem Rotlicht ersetzt werden, da sie eigentlich nach der StVO und dem Einigungsvertrag von 1990 bereits nicht mehr zulässig sind.
Der Bü Friedrichstraße in Wernigerode-Hasserode ist bei der HSB der letzte Bü der Bauart WSSB. Die Markierungen für den Umbau sind bereits gesetzt – in wenigen Wochen werden hier die Umbauarbeiten begonnen haben. 99 7232 quert mit dem P 8939 zum Brocken die Friedrichstraße, unsichtbar ist der am Zugschluss angehängte Triebwagen P 8905 nach Eisfelder Talmühle.
Schwierig für den Fotografen ist diese Stelle. Bei genauer Betrachtung ist die Wagenseite des Zuges bereits fast völlig abgeschattet. Entsprechend günstiger wäre ein früherer Zug. Der zuvor fahrende Zug fährt jedoch genau 1,5 Stunden zuvor. Entsprechend würden die Fassaden der Harzer Häuser durch Fast-Streiflicht kaum beleuchtet sein – von den zu diesem Zeitpunkt im Schatten des Daches liegenden Blumenkästen rechts mal ganz zu schweigen... Wahrscheinlich lag diese Stelle genau deswegen lange Jahre im Desinteresse der Fotografen und gewann ihre Stärke erst vor Ersatz der alten Bü-Sicherungstechnik. Eine genaue Erforschung der Lichtwinkel im Verhältnis zu den Jahreszeiten stellt sich ohnehin nicht mehr, mit ein wenig Phantasie weiß der Fotograf eh schon heute wie es 2013 hier aussehen wird.

Fotos in Google Earth © 2012 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben