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April 2013

1. April 2013 – Die Dänen können Museum
10. April 2013 – Zum Alstom-Werksmuseum und anderen Exoten
12. April 2013 – Objektiv-Check am Barmbeker Bahnhof
13. April 2013 – Lange Nacht der Museen
20. April 2013 – Fotosafari mit dem GDT nach Bleckede
28. April 2013 – Kohlekraftwerk trifft Windkraftwerk





Montag, 1. April 2013 – Die Dänen können Museum

MA 460

Die Dänen können Museum ist ein zugegebenermaßen leicht provokanter Titel –aber bei obigem Foto ist anschaulich zu sehen, was gemeint ist. In Deutschland sind die ab 1957 von MAN und LHB für den internationalen TEE-Verkehr gebauten VT11.5-Triebzüge 1988 aus dem Betrieb ausgeschieden. Für Sonderfahrten blieb eine 10-teilige Garnitur betriebsfähig, musste aber 1999 wegen Asbestbelastung abgestellt werden. 2002 entschied der Vorstand der DB den Zug wieder aufzuarbeiten, die Inneneinrichtung in den Ursprungszustand zurückzuversetzen und die Wagenausrüstung auf den aktuellen Standard zu bringen – einschl. einer aufgrund des Arbeitsumfanges erforderlichen Neuzulassung. Aus Italien wurden zahlreiche 1988 dorthin verkaufte Fahrzeuge zurückgekauft, die als Ersatzteilspender dienen sollten.
Das ganze scheiterte nach drei fertiggestellten Fahrzeugen (je ein Triebkopf, Abteil- und Großraumwagen), nachdem die Kosten aus dem Ruder liefen und die DB nicht mehr bereit war Geld nachzuschießen. Ungeachtet des bereits investierten Millionenbetrags wurden alle Arbeiten eingestellt und die Fahrzeuge auf verschiedene Standorte in Deutschland verteilt.
Die Dänischen Staatsbahnen (DSB) unterhalten eine Museumsabteilung mit mehreren Standorten und zahlreiche Museumsfahrzeuge von denen zahlreiche auch betriebsfähig sind. Dazu gehört der 1963 in Deutschland für die DSB gebaute Triebzug Litra MA 460 mit zwei Mittelwagen und einem Steuerwagen. Die Litra MA-Züge kamen in Dänemark im Fernverkehr als Lyntog zum Einsatz und sind technisch weitgehend baugleich mit den VT11.5 der Deutschen Bundesbahn – sie wurden zur Trajektierungsmöglichkeit jedoch als Halbzüge ausgelegt und verkehrten entsprechend auch als Flügelzüge. 1990 nach Beschaffung von IC3-Zügen wurden die 1984 modernisierten Litra MA-Züge ausgemustert und bis auf den Museumszug nach Polen abgegeben, wo nur ein Teil 1993/94 auf polnischen Nebenbahnen zum Einsatz kam, ehe das Unternehmen LKR als erste kommunale Eisenbahn in Polen seinen Betrieb aufgeben musste.
Der MA 460 verlässt
auf der morgentlichen Ausrückfahrt das vorbildlich gepflegte Museumsgelände in Odense, um vom benachbarten Bahnhof aus vier Pendelfahrten nach Tommerup zu fahren.

Eisenbahnmuseum

Das Dänische Eisenbahnmuseum ist im früheren Bw Odense untergebracht, welches umfangreich für den Museumsbetrieb hergerichtet und erweitert wurde. Zahlreiche Originalfahrzeuge sind hier restauriert abgestellt. Darunter auch die Lok MX 132, welche 1932 in einer Serie von zwei Diesellokomotiven vom Hersteller Frichs in Århus für die DSB gebaut wurde. Die Loks wurden aufbauend auf einer Serie für die thailändische Eisenbahn gebaut, lediglich für Regelspur angepasst und waren die ersten dänischen Dieselloks – ihr Einsatz endete 1940 mit dem Krieg, als der Eisenbahnverkehr wieder vollständig auf Dampf umgestellt wurde.

Eisenbahnmuseum

Aus der Frühzeit der dänischen Eisenbahngeschichte sind erfreulich viele Orignalfahrzeuge aller Art erhalten geblieben. Das Auge des Besuchers fällt zunächst auf ein seltsam anmutendes Fahrzeug, bei dem man zuerst vielleicht an den Kruckenberg'schen Schienenzeppelin von 1929 denken mag – real handelt es sich hier um den bereits 1869 gebauten Schneepflug Nr. 8 der jütländisch-fünischen Staatsbahnen, welcher – im Innenraum mit Eisenschrott gefüllt – von ein oder zwei Loks geschoben wurde. Mangels Übersicht für den Lokführer saß damals entsprechend der Fahrzeugbeschreibung im Einsatzfalle oft ein Streckenbeobachter auf dem Tender der Dampflok, eine sicher nicht sehr angenehme Tätigkeit... Bemerkenswert, dass in Dänemark diese eigentlich untergeordneten Zeitzeugen im Original überlebt haben.

Eisenbahnmuseum

Die Dampflok H 40, auch genannt Jacob, ist die die älteste erhaltene dänische Dampflok und wurde 1869 von der englischen Lokfabrik Stephenson gebaut. Dahinter mit Baujahr 1868 der Wagen 714 der DSB, wo auf dem Wagendach gerade ein Arbeiter die Ölleuchten in die Wagendächer einlässt.

Tommerup

Den Fernverkehr in Dänemark prägen die Gumminasen der DSB, die es in zwei Varianten gibt – seit 1989 als dreiteilige Dieseltriebwagen der Reihe MF und seit 1993 auch als vierteilige elektrische Variante ER. Beide Varianten können im Zugverband fahren, wie hier mit dem ER 2125 an der Zugspitze nahe Elmelund auf der Fahrt Richtung Odense.

MA 480

Die Steuerwagenseite der Litra MA war geprägt durch die Übergangsmöglichkeit, die heute bei den Gumminasen durch einen wegklappbaren Führerstand realisiert wird. Anno 1963 bot sich der ohnehin hochliegende Führerstand des VT11.5 für die Integration eines Wagenübergangs an. BS 480 fährt auf der Rückfahrt der ersten Pendelfahrt des Tages bei Elmelund von Tommerup nach Odense.

MA 460

Unverkennbar die Form des VT11.5. Lediglich die die Kopfform wurde den Wünschen der DSB angepasst, technisch wären die Züge mit den deutschen Pendants auch elektrisch im Zugverband fahrbar – wenn es in Deutschland denn einen betriebsfähig gäbe. Nach dem Desaster des DB-Zuges sind seit 2011 die drei fertiggestellten Fahrzeuge (601 008, 901 122, 901 203) zusammen mit dem Gasturbinenumbau 602 003 in Horb bei der SVG untergestellt. Nach dem Lokschuppenbrand vom 16. Januar 2012 in Leipzig, bei dem der 901 116 zerstört und weitere Fahrzeuge teils schwer beschädigt wurden, wurde der (ohnehin durch Vandalimus schon arg in Mitleidenschaft gezogene) verbliebene Rest auf die Standorte Horb, Heilbronn und Lichtenfels verteilt.
Immerhin steht der im
Sommer 1990 zwischen Berlin und Hamburg als Max Liebermann im IC-Verkehr und 1992-96 in Italien als Italy-Express für Schienenkreuzfahrten eingesetzte und 2005 durch die Eisenbahn- und Sonderwagenbetriebsgesellschaft mbH (ESG) gekaufte VT11.5-Triebzug mit den Triebköpfen 601 006 und 015 und zahlreichen Mittelwagen unter dem Namen Blue Star Train (BST) im Bahnpark Augsburg als Restaurant auf Schienen. Einige weitere Fahrzeuge aus dem DB-Museumsbestand wurden 2010 leihweise übernommen und dienen in Augsburg als TEE-Aussstellungszug. Wie man sieht ist die Geschichte des Verbleibs der deutschen Fahrzeuge des VT11.5 höchst verworren und trotz riesiger investierter Summen ein klägliches Ergebnis für einen legendären Zug (Detaillierte Informationen zum Verbleib der VT11.5 finden sich auch auf der Website von Franz J. Grantl).
Die Dänen sind pragmatischer, sie haben 1990 bei der Ausmusterung der Litra MA einen Zug in der Orignalzusammenstellung aus vier Wagen aufgehoben und fahren mit dem Sølvpilen
genannten Zug seit 1996 regelmäßig im Sonderzugverkehr, wie hier der MA 460 bei der Einfahrt in Tommerup.

MA 480

Im Bf Tommerup steht der Zug zur Wende am Bahnsteig und wird in Kürze den Weg zurück nach Odense antreten.

MA 480

Hier hat der Zug den Bf Tommerup verlassen und fährt in Richtung Odense aus. Ein sehr schönes Video des Sølvpilen von Thomas Hupfeldt bei einem dieser Einsätze im Jahr 2011 findet sich bei YouTube.

MA 460

Auch wenn Zäune in Skandinavien eine eher seltene Erscheinung sind, so wurde die Bahnstrecke bei Holmstrup entlang einer Wohnbebauung eingezäunt, was das geplante Foto etwas komplizierter machte, aber der erhöhte Standpunkt macht den Zaun fast vergessen.

MA 480

Zwischen Tommerup und Holmstrup ist der BS 480 entlang des Tobovej gen Odense unterwegs.

MA 460

Diese schöne Szenerie ergab sich bei der Einfahrt des MA 460 in den Bf Tommerup am Tobovej.

Lehnshallig

Wenn man schon im Norden unterwegs ist und die Fahrten des Sølvpilen gegen 16 Uhr enden, dann bietet sich bei der Wetterlage ein Besuch an der nördlichen Marschbahn geradewegs an. Gegen 18 Uhr steht die Sonne am Kreuzungsbahnhof Lehnshallig sehr günstig, wenn auch bei südwärts fahrenden Zügen die Lokfront im Schatten liegt – aber Sonne im Rücken kann ja jeder... 218 314 ist mit einer weiteren 218 vor einem am Ostermontagabend nur noch mäßig besetzten Autozug des Sylt-Shuttles eingesetzt und fährt ohne Halt (die Formvorsignalstellung lässt allerdings sowohl in Formsignal wie auch Lichtsignal eine gewisse Deutung übrig...) durch den Bf Lehnshallig. Seit dem Ausbau des Bahnhofs Lehnshallig 2008 ist das nördliche Einfahrsignal auf diese Seite des Bahnübergangs gewechselt.

Lehnshallig

Dem Autozug folgte in dichtem Abstand eine NOB nach Hamburg-Altona, geschoben vom noch gelb/silbernen EuroRunner ER 20-001.

Lehnshallig

Auch die Baureihe 218 ist als letzte Vertreterin der V160-Lokfamilie durch die zahlreichen Neubautriebwagen in weiten Teilen Deutschlands weitgehend abgelöst worden, es erhalten fast durchweg nur noch die neuesten Fahrzeuge eine meist deutlich vereinfachte Auslaufuntersuchung. Die derzeit in Auslieferung und Erprobung befindliche, viermotorige TRAXX P160 DE ME der Baureihe 245 wird in den kommenden Jahren die verbliebenen 218 der DB ablösen.
Für den Autozug-Verkehr nach Sylt waren in den letzten Jahren mehrfach moderne Diesellokomotiven verschiedener Hersteller im Probeeinsatz, um auch hier eine Flottenmodernisierung durchführen zu können. Ziel ist es von den Doppeltraktionen wegzukommen, dazu sind Lokomotiven entsprechender Leistungsklasse nötig. Zu einem Ergebnis haben diese Erprobungen noch nicht geführt und so setzt DB AutoZug weiter auf Lokomotiven der BR 218, welche aus dem gesamten Bundesgebiet je nach Erfordernis beschafft werden.
Aktuell herrscht beim Sylt-Shuttle offenkundig akuter Lokmangel, neben Einzeltraktionen und vom Fernverkehr abgezogenen Loks fuhr auch die in Frankfurt/M beheimatete 218 836 (ehemals 218 388) im Syltverkehr mit. Die 218 836 gehört üblicherweise zu den von DB Fernverkehr für ICE-Abschleppdienste vorgehaltenen Loks und soll vom Sinn her eigentlich nicht im Norden Deutschlands – hier bei der Ausfahrt aus dem Bf Lehnshallig – Autozüge fahren.

Lehnshallig

Der schwarze EuroRunner ER 20-014 bespannt die seit Mitte März nicht mehr für für den Hamburg-Köln-Express (HKX) genutzten fünf Married-Pair-Wagen, welche noch ihre HKX-Beklebung haben. Da die NOB das Tfz-Personal des HKX stellt, dürfte man es auch nicht eilig haben, die Werbung zu entfernen. Den beim HKX-Einsatz fehlenden sechsten Wagen hat man noch nicht wieder eingestellt – üblicherweise fahren die Married-Pair-Wagen als feste Doppelwagen im Verband. Unter bestimmten Voraussetzungen kann ein einzelner Wagen aus dem Verband genommen werden, sofern es sich nicht um einen Versorgungsmittelwagen oder einen Endwagen handelt.

Lehnshallig

DE 2700-01 verlässt mit dem für die Loks typischen tiefem Brummen des Motors in bestem Abendlicht den Bf Lehnshallig gen Westerland. Mit den 2008 verlängerten Kreuzungsgleisen ist es bei pünktlichem Betrieb möglich, dass die Kreuzung "fliegend" passiert und die Züge nicht zum Stillstand kommen, sondern in langsamer Fahrt den Bahnhof passieren können.

Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog

218 321 gehört zwar zu DB AutoZug, ist aber durch ihre ZWS-Steuerung oft im Wendezugverkehr mit den IC-Leistungen von und nach Fehmarn eingesetzt. Heute muss die Lok alleine vor einem Autozug alles ihrer Leistung geben, hier am Fuße des Hindenburgdamms im Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog.

Hindenburgdamm

Ebenfalls zu den ZWS-Loks gehört die 218 322, die heute ebenfalls im Autozugdienst unterwegs ist – hier erreicht die Lok soeben wieder das Festland und den Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog.

Hindenburgdamm

Der Sonnenuntergang färbt die nach Hamburg fahrende NOB am Ende des Hindenburgdamms in goldgelbes Licht.

Hindenburgdamm

Ein Marschbahnzug der NOB fährt in das abendliche Rot des Himmels über Sylt und damit endete eine völlig entspannte Tour durch Dänemark und den Norden Schleswig-Holsteins, wenn man noch von zwei Stunden Heimfahrt absieht.

Fotos in Google Earth © 2013 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben