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5. November – Die Baureihe 101 im Wandel
12. November – Mach's gut, BR 485!
17. November – Die Nachtfotosaison beginnt








Sonntag, 12. November 2023 – Mach's gut, BR 485!

BR 270

Eisenbahnfahrzeuge haben eine ungleich längere Lebensdauer als Autos oder Omnibusse. Wirtschaftlich werden die Fahrzeuge in der Regel über 32 Jahre abgeschrieben – in früheren Jahren war es nicht selten, dass Fahrzeuge 40, 50 oder auch gar 60 Jahre im Einsatz blieben. Der Berliner „Stadtbahner“ hat es auf rund 70 Jahre Einsatz gebracht. Ihre modernen Nachfolger werden sicher keine so lange Einsatzzeit erreichen – im Nahverkehr werden die Verkehre über Ausschreibungen vergeben und dabei seitens der Aufgabenträger genaue Vorgaben zu den Fahrzeugen gemacht. In der Ausschreibung für das „Teilnetz Ring“ waren Neubaufahrzeuge vorgeschrieben, die DB gewann die Ausschreibung – der Zuschlag erfolgte im Dezember 2015. Die DB vergab den Entwicklungs- und Fertigungsauftrag für die BR 483/484 an das Konsortium Siemens/Stadler, das Design wurde von büro+staubach in Berlin entwickelt.
Seit Jahresbeginn 2021 fahren die Neubaufahrzeuge der BR 483/484 im S-Bahnbetrieb in Berlin, im Herbst 2023 wurden die letzten Neubaufahrzeuge ausgeliefert. Eigentlich war das vertragliche Einsatzende bereits im April 2023 vorgesehen, doch reichte die Verfügbarkeit der Neubaufahrzeuge noch nicht für eine vollständige Ablösung –
nun aber ist das Ende der „Altbaufahrzeuge“ der BR 485/885 gekommen.
Im Mai 1990 waren die heutigen „Altbaufahrzeuge“ der BR 485/885 die „Neuen“ der Deutschen Reichsbahn für die Berliner S-Bahn, die Nullserie der BR 270 war seit Ende 1987 im Einsatz und ab Februar 1990 kamen die ersten Serienfahrzeuge zum Einsatz. Über viele Jahre hat man sie nebenbei mit abgelichtet, sie standen immer im Schatten der eigentlichen Altbaufahrzeuge.
Nun sind fast 34 Jahre nach der obigen Aufnahme vergangen und die Neubaufahrzeuge von einst nahmen heute Abschied vom Linieneinsatz bei der S-Bahn Berlin. Das Foto oben zeigt den 270 019 bei der Einfahrt in Baumschulenweg, damals eine völlig andere Erscheinung und die Station war zu diesem Zeitpunkt ein reiner Haltepunkt – die Trasse von der Ringbahn kommend war damals 29 Jahre verwaist. Das Foto ist heute über 33 Jahre alt, Zeit wird da relativ …

BR 485

Heute, über 33 Jahre später, ist das Richtungsgleis der Ringbahn aus Köllnische Heide Alltag und keiner kann sich mehr vorstellen, dass diese Verbindung 28 Jahre lang undenkbar war. Im Foto ist zu sehen, warum die Zeit der BR 485/885 abläuft.
Die mechanische Fahrsperre wird bis Ende 2024 durch das neue Zugbeeinflussungssystem ZBS ersetzt, welches mit Balisen und einer kontinuierlichen Überwachung arbeitet. Die aktuelle Stellwerkstechnik kann die Fahrsperren nicht mehr ansteuern und so ist inzwischen jede Stellwerkserneuerung mit dem Abschied von der Fahrsperre verbunden. Alsbald ist auch die Umstellung des Bereichs Baumschulenweg auf ESTW vorgesehen. 485 108 fährt zusammen mit den 485/885 093 und 127 in Baumschulenweg ein.

BR 485

Zum Erleben des Abschieds von einer Bauart gehören die Menschen. Beim Stadtbahnerabschied 1997 waren es Unmengen an Menschen, die am Ostkreuz Abschied vom Stadtbahner nahmen. Die BR 477 wurde 2003 mit einer großen Feier in Erkner verabschiedet, der abendliche Abschied in Schöneweide mobilisierte beim Aussetzen des letzten Umlaufs deutlich weniger Menschen.
485 072 fährt zusammen mit den 485/885 066 und 123 in Baumschulenweg ein, der Tf des Gegenzuges der Linie S45 zum Flughafen BER wartete dankenswerterweise die Einfahrt des Zuges ab.

BR 485

485 028 fährt mit den 485 043 und 028 im Verband in Baumschulenweg ein. Der Stern der BR 485 sank ab 2003, als absehbar wurde, dass das Land Berlin als Besteller der Nahverkehrsleistungen künftig deutlich weniger Geld an die DB zahlen wollte. Der damalige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin hatte als vorheriges Vorstandsmitglied der DB natürlich besten Einblick in die Bilanzen der S-Bahn Berlin. Es begann ein harter Sparkurs bei der S-Bahn, um die kommenden Einnahmeverluste abzufedern. Ab 2003 wurden zahlreiche Züge der BR 485 bei Fristablauf abgestellt, sie sollten zunächst noch als Reserve für die Fußball-WM 2006 erhalten bleiben und standen einige Jahre abgestellt, ehe die meisten dieser Züge verschrottet wurden.
Die weitreichenden Sparmaßnahmen mit Substanzverlust endeten 2009 in der weitgehenden Stilllegung der S-Bahnfahrzeugflotte – es standen zeitweise nur noch 165 einsatzfähige Viertelzüge zur Verfügung – und einem drohenden Entzug der Lizenz als Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU). Mit großem Kraft- und Finanzeinsatz versuchte die DB danach die Folgen ihrer Sparpolitik zu reparieren und nahm auch zahlreiche zum Teil seit Jahren abgestellte Züge der BR 485 nach einer umfassenden Sanierung wieder in Betrieb.
Dazu gehörte der heute als letzter noch betriebsfähige Vertreter der „Wieder flott“-Fahrzeuge vorhandene 485 028, welcher marketinggerecht als „Ich bin Verstärkung Nr. 13“ beworben wurde. Zum 8. Juni 2007 war der Viertelzug z-gestellt und per 4. Mai 2012 wieder in Dienst gestellt worden. Hier fährt er in den seit 1993 wieder als Bahnhof fungierenden Bf Baumschulenweg ein, welcher bei der bis Ende 2011 laufenden Sanierung auf dem stadteinwärts führenden Gleis das Dach des damaligen Fernbahnsteigs bekam und der stadtauswärts führende Bahnsteig für eine bessere Zugangssituation nach Norden verschoben wurde.

BR 485 und BR 484

Ein Klassikermotiv wird bei der Abschiedsveranstaltung vom Zug der Neuzeit gebombt. Zwischen Neukölln und Hermannstraße besteht bis heute das markante Motiv mit den Ausfahrformsignalen des Gbf Neukölln. Zunächst war der Autor bei der Gegenfahrt des modernen Zuges in Richtung Neukölln in Form von 484 047 natürlich entsetzt, war es doch motivlich anders geplant. Zum Glück proportional passend. Die Mitfotografen waren meist alles andere als begeistert, als der 485 mit dem führenden 485/885 083 zugefahren wurde.

BR 485

Entlang der Ringbahn gibt es tatsächlich das eine oder andere Motiv, dass der Autor nie umgesetzt hat, egal ob mit BR 477 oder 485. Die Einfahrt in den Bf Hermannstraße als aktueller Startpunkt der Linie S47 existiert im Bestand also exakt einmal mit der BR 485 – am letzten Tag. 485 040 fährt mit den 485 141 und 083 im Verband aus der Kehre an den Bahnsteig.

BR 485

Die südliche Einfahrt der Ringbahn in den neuen und alten Bf Ostkreuz hat der Fotograf nur je einmal mit einem 485 gemacht. Im Gegensatz zu damals ist hier heute kein Stein auf dem anderen geblieben – weder bei der Bahn noch bei der Umfeldbebauung. 485 127 führt den Dreiviertelzug an, es folgen 485 093 und 108. Bei der Mitfahrt im 485 093 entstand im Anschluss ein kurzes Video der Fahrt.

BR 485 und BR 477

Wie das im Herbst 2004 aussah, zeigt dieses Foto, welches die letzten 19 Jahre unbeachtet im Archiv schlummerte, da zu Diazeiten bei grenzwertigen Lichtverhältnissen mit Offenblende aufgenommen – Lichtverhältnisse, die den Digitalfotografen heute nicht mehr stören.
Eine einfahrende Ringbahn trifft rund ein Jahr nach dem Ende des Einsatzes der BR 477/877 auf den Materialzug 478 821/822, welcher aus zwei Viertelzügen der BR 477/877 gebildet war und noch bis zum November 2008 im Einsatz war. Zum Bahnsteig zeigend der 478/878 821, ehemals 477/877 605.

BR 480, BR 485 und BR 484

Bornholmer Straße ist ein geschichtsträchtiger Bahnhof – ab 1961 wurde der im Westteil Berlins liegende Bahnhof aufgrund der Grenznähe von und nach Schönholz ohne Halt durchfahren, der Ast in Richtung Pankow wurde von Schönhauser Allee aus über die 1952 errichtete „Ulbrichtkurve“ bedient, welche bis Dezember 1961 noch eingleisig war.
Die den Bahnhof querende Bösebrücke führte in den Ostteil Berlins und hatte an der Grenze zur DDR eine weiße Linie, abseits der auf DDR-Territorium liegenden Sicherungsanlagen. Nach der Wiedervereinigung wurde der bis 1961 dreigleisige Bahnhof im Zusammenhang mit dem Bau vom „Nordkreuz“ viergleisig ausgebaut. Auf den Gleisen wie bis 1961 üblich stehen die aktuellen Baureihen der Berliner S-Bahn, mit Ausnahme der BR 480 – welche nach dem Tunnelbrand vom August 2004 im Anhalter Bahnhof aus dem Nordsüd-S-Bahntunnel und damit aus wesentlichen Bereichen des früheren BVG-S-Bahnnetzes verbannt wurde. Links ein unerkannter 481, in der Mitte 485 108 und rechts 484 057.

BR 485

Ohne Sonnenschein stößt der Fotograf auf so manches Motiv, wo er sich fragt – warum hast du das früher nie gemacht? So auch bei der Ausfahrt aus dem Hp Storkower Straße mit dem führenden 485 072 und den 485/885 066 und 123. Dort ist der Fotograf zu Beginn der 90er Jahre öfter ausgestiegen, um ins damalige Stammhotel zu kommen. Auch wenn tagsüber hier Gegenlicht herrscht, zu bestimmten Jahres- und Tageszeiten wären hier interessante Motive denkbar gewesen – in Blickrichtung Landsberger Allee mit der damaligen Bauruine sind wieder Fotos im Bestand.

BR 485

So sah es an der Landsberger Allee nordwärts im Sommer 2005 aus – zu diesem Zeitpunkt gingen die HU-pflichtigen 485/885 in der Regel außer Betrieb, lange wurden an den Zügen keine Hauptuntersuchungen ausgeführt. Das heutige Hotel war Jahre eine Bauruine und die Rampe am S-Bahnhof war noch nicht abgerissen. Der führende 485 111 wurde 2008 in die Traditionsfarben der S-Bahn Berlin umlackiert, 2012 in Wittenberge im Fußbodenbereich saniert, Ende 2022 abgestellt und kurz danach in Opladen verschrottet.

BR 485

Klassisches Motiv die Einfahrt Treptower Park mit den Spreebrücken. Heute sind die Fotografen des letzten Tages Motiv, manche haben bei der Motivgestaltung ihre eigene Ansichten und posen sich selbst bei der Einfahrt des Zuges mit 485 123, 066 und 072. Früher undenkbar abstrus, heute Alltag in „Social Media“ …

BR 485

Der Zug mit 485 072 am Zugschluss ist an den Bahnsteiganzeigern entsprechend dem Anlass angekündigt, die Züge tragen Abschiedsschilder auf der Front und jeder nimmt den Moment anders wahr …

BR 485 und BR 484

Das Reiterstellwerk Tempelhof „Tf“ ist seit August 2016 auch im Fernbahnbereich außer Betrieb, die Signalbrücke abgebaut. Klassische Eisenbahn trifft moderne Eisenbahn. Mit dem führenden 485 127 befährt letztmals ein Zug der BR 485/885 (fast) die komplette Ringbahn entgegen dem Uhrzeigersinn. Rechts 484 003.

BR 485

Westberliner S-Bahnmotiv – die Einfahrt in den Bf Westkreuz mit dem ICC. In den 70er Jahren wurde es nach einem Entwurf des Berliner Architektenpaars Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte im Raumschiffdesign gebaut und ist seit 2014 ein leerstehender, denkmalgeschützter Sanierungsfall. Im September 2003 fährt einer der letzten vor dem radikalen Einschnitt in den Bestand der BR 485/885 in Schöneweide hauptuntersuchten und neu lackierten 485/885 an der Spitze eines Vollzuges in den Bf Westkreuz ein.

BR 485

20 Jahre später an gleichem Ort – „das“ Westberliner Motiv ist bei der letzten Einfahrt eines 485/885 dicht, in mehreren Schichten und Ebenen belagert. Der Abschiedszug mit dem führenden 485 083 mit den 485 141 und 040 im Verband ist bereits über 15 Minuten verspätet, als er in den Bahnhof mit der markanten Kulisse einfährt.
Der rennende Nachwuchsfan hat keine 36 Jahre Zeit gehabt, um den Zügen nachzustellen und spurtet nach einem ersten Foto der Einfahrt in Hochgeschwindigkeit zum Bahnsteigende, um dort noch ein Foto machen zu können. Eine bis dahin tiefenentspannte Taube startet im Blitztempo durch …

BR 485

Aus und vorbei! Die beiden letzten 485-Verbände haben nach je einer letzten Ringrunde den Endbahnhof Schöneweide erreicht – der Kurs der S41 musste ungeplant länger im Bahnhof verweilen, da vom Plan her eine letzte Gegenüberstellung der beiden Ringbahnzüge vorgesehen war, der Umlauf der S42 am Ende aber fast 25 Minuten Verspätung hatte.
Die Gegenüberstellung wurde dennoch ermöglicht und von unzähligen Sehleuten erwartet. Das Aussetzen der beiden Züge
erwies sich als betriebliche Herausforderung, welche nicht jeden Anwesenden glücklich machen konnte – der hintere Zug fuhr nach Schöneweide aus, als bereits der nächste Zug der S85 am Bahnsteig stand. Links 485 083, 141 und 040, rechts 485 127, 093 und 108.



Ein Video der Momente des letzten Aussetzens der BR 485 im Bf Schöneweide.

477 606

Die Sehleute waren 2003 technisch nicht so gut ausgestattet wie heute, die meisten beschränkten sich im Gegensatz zu heute auf das Sehen. Der 477 606 wurde zuvor im Rahmen der Verabschiedung von den Berlinern mit ganz persönlichen Abschiedsgrüßen bemalt. Einen Rückblick auf die Veranstaltung 2003 zeigte der inzwischen eingestellte Sender „Bahn TV“ in einem rund zehnminütigen Video, wo auch der Autor dieses Beitrags im 477 wenige Sekunden formatfüllend abgebildet ist …

Fotos in Google Earth © 2023 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben