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April 2012

1. April 2012 – Ein neuer Museumsbus in Hamburg, doch gar nicht so alt...
3. April 2012 – Alltagsbetrieb bei der Geraer Straßenbahn und Flens im Flensburger
4. April 2012 – Zweites Leben für einen dänischen Flensburger
13. April 2012 – Kurz an die Strecke
20. April 2012 – Entlang der Industriedenkmäler in den Harz
21. April 2012 – Mit dem GHE-T1 auf Foto-Safari durch den Harz
22. April 2012 – Kameljagd im Harz
28. April 2012 – Saisoneröffnung in Skjoldenæsholm
30. April 2012 – Fremd in der eigenen Stadt...


Dienstag, 3. April 2012 – Alltagsbetrieb bei der Geraer Straßenbahn und Flens im Flensburger

Tw 209

Der Stadtname Gera wird den Kenner aufhorchen lassen, hat sich die Hauptwerkstatt der GVB in Gera doch zu einer Manufaktur für historische Straßenbahnfahrzeuge entwickelt. Das Know-How der Mitarbeiter der GVB lässt praktisch jede Rostlaube wieder zu neuem Leben erwachen. Neben Neuaufbauten für Naumburg werden auch Spezialfahrzeuge nach Kundenwunsch umgebaut. Die Qualität der Aufbauten für Naumburg hat sich in der Szene herumgesprochen, aus Dänemark wurde im Mai 2010 der Flensburger HAWA-Triebwagen 36 zusammen mit dem Baumuster Tw 33 nach Gera zum Wiederaufbau überführt.
Dieses Projekt wurde im April 2012 abgeschlossen, es stehen nur noch wenige Restarbeiten an. Im Rahmen einer Probefahrt kam der lange Jahre als Ruine im dänischen Straßenbahnmuseum Skjoldenaesholm stehende Triebwagen 36 diese Woche auf das Streckennetz der GVB. Dank des Entgegenkommens des Straßenbahnmuseums Skjoldenaesholm war es mir möglich an dieser Fahrt teilzunehmen, eine einmalige Gelegenheit. Im Straßenbahnmuseum wird der Triebwagen eine rund 300m lange Strecke vom Parkplatz in das Museum befahren. Am Dienstag stand nach der Anreise die Erkundung des Geraer Straßenbahnnetzes an, bei der hier Tw 209 in die Umsteigehaltestelle Heinrichstraße einfährt.

Tw 352

Gera hat nach der Wende durch den fast neuwertigen KT4D-Bestand keine Chance zur Beschaffung von Niederflurfahrzeugen gehabt, mit dem Einbau von Niederflurmittelteilen wurden sechs KT4D zu Achtachsern umgebaut. Für den Betrieb auf der als Stadtbahnlinie neu errichteten Linie 1 wurden 2006 12 Niederflurfahrzeuge vom Hersteller ALSTOM beschafft, so dass 18 Niederflurzüge in Gera vorhanden sind. Ihnen stehen 11 KT4D-Traktionen gegenüber so dass etwas mehr als die Hälfte der Geraer Fahrzeuge niederflurig sind, die Linien 1 und 2 werden komplett niederflurig betrieben. Der KTNF8 352 verlässt die Hst Heinrichstraße.

Tw 209

Das Neubaugebiet Lusan hat die Geraer Straßenbahn vor der Stilllegung bewahrt, in den 1970er Jahren sollten in der DDR alle Straßenbahnen in Städten unter 200.000 Einwohner stillgelegt werden, heute zählt Gera nicht einmal 100.000 Einwohner. Man bekommt in Gera Wohnraum nachgeworfen – jeder überbietet sich auf der Suche nach Mietern mit Wohnungsangeboten, überall in der Stadt unübersehbar. Der mit Werbung für "120 Jahre Straßenbahn in Gera" versehene Tw 209 fährt in die Hst Zeulenrodaer Straße ein. Aus Anlass dieses Jubiläums verkehren alle Niederflurzüge der GVB mit Flaggenbeschmückung.

Tw 205

Fast 22 Jahre nach der Wiedervereinigung und Einführung der westdeutschen Verkehrsschilder war ich bannig überrascht in Gera noch alte Wegweiser aus DDR-Zeiten zu sehen. Man sieht hin und wieder zwar noch ein nachrangiges Verkehrszeichen nach DDR-Norm, aber die Wegweiser gehörten eigentlich zu den Schildern die rasch ausgetauscht wurden. Mit einem Trabi, Wartburg oder IFA und dem KT4D 320 könnte man hier auch anno 2012 mit wenig Aufwand eine fast perfekte Zeitreise erzeugen. Tw 205 fährt entlang der Zoitzbergstraße.

Tw 205

Der Frühling ist da, ein wahres Blütenmeer zeigt sich an der Zoitzbergstraße mit dem nach Bahnhof Zwötzen fahrenden Tw 205.

Tw 309

Unkonventionell sind nicht wenige Haltestellennamen der Geraer Straßenbahn. Die Haltestelle, die hier der KT4D 309 erreicht nennt sich Fußgängerbrücke, auf der der Fotograf steht. Die nächste Haltestelle der Linie 2 nach Bahnhof Zwötzen nennt sich Gleisdreieck...

Tw 205

Zwei Neubaugebiete werden von der Geraer Straßenbahn erschlossen, einerseits das Neubaugebiet Lusan im Südwesten der Stadt und das Neubaugebiet Bieblach-Ost im Nordosten. Tw 205 pendelt als einziger Umlauf der Linie 2 zwischen Bahnhof Zwötzen sowie Lusan/Brüte, der Tw fährt hier in die Hst Fußgängerbrücke ein.
Rund 75% der Trasse entlang der Zoitzbergstraße sind für den Anschluss des Betriebshofs betriebsnotwendig, so dass es keine Diskussionen um den Fortbestand dieser in mehreren Schritten gekürzten Linie gibt – seit 2004 bedient sie nur noch den Abschnitt zwischen Bahnhof Zwötzen und der Hst
Lusan/Brüte, wofür ein Umlauf ausreicht.

Tw 12

Der Tw 12 vom Baujahr 1928 erhielt in der GVB-Werkstatt eine Inspektion und kehrt hier von einer abschließenden Probefahrt nach Lusan zurück. Die Besuchergruppe des Flensburger Tw 36 wurde abends mit diesem Triebwagen vom Hotel abgeholt.

Tw 353

Die Wiesenstraße soll in den kommenden Jahren zur Stadtbahntrasse auf eigenem Gleiskörper ausgebaut werden, in diesem Bereich ist die Verlegung der Straßenbahn auf ein Rasengleis in rechter Seitenlage vorgesehen. Den Wirt vom Alt-Lusaner-Eck dürfte die Baumaßnahme nicht mehr interessieren – der Bau ist verrammelt und wird zunehmend sanierungsbedürftig.

Tw 350

Den Umbau zur Stadtbahntrasse hat die Straßenbahn am Markt in der Straße "Hinter der Mauer" bereits hinter sich – hier erhielt die Straßenbahn ein Rasengleis in Seitenlage inmitten historischer Bebauung, welche in Gera an erfreulich vielen Orten saniert statt abgerissen wird.

Fahrzeugparade

Am Abend luden die GVB die Gruppe des Straßenbahnmuseums Skjoldenaesholm zu einem Besuch am Triebwagen Flensburg 36 ein, ehe am Folgetag die förmliche Abnahme durch das Straßenbahnmuseum erfolgte. Tw 12 hat die Gruppe zum Betriebshof gebracht, wo eine vielfältige Sammlung an Fahrzeugen vor der Werkstatthalle aufgestellt ist.

Tw 36

Zum Flensburger gehört Flens sagten sich die Geraer Straßenbahner und kauften zur Feier des Tages eine Kiste Flens und stellten sie vor dem aus jeder Pore strahlenden Flensburger Tw 36 bereit.

Tw 36

Beim Wiederaufbau von 2010 bis 2012 wurden Perrons, Seitenwände und Fußboden völlig neu erstellt – der aus Wehmingen übernommene Tw 33 diente dabei als Vorlage, da keine genauen Bauzeichnungen mehr vorhanden waren. Der Tw 33 aus Wehmingen weist durch die jahrelange Abstellung im Freien zwar gravierende Rostschäden auf, war aber im Vergleich zum Tw 36 im Innenraum komplett erhalten.
Das Ergebnis der Geraer Arbeit zeigt sich in der Innenaufnahme des Tw 36, aufgearbeitet sind im Triebwagen Sitze, Dachbeplankung und die Abteiltrennwände zu den Perrons. Das übrige hölzerne Wagenkastengerippe samt der Perrons ist ein völliger Neubau.

Steaßenbahnmuseum Gera

Die Geraer Verkehrsbetriebe pflegen ein kleines Straßenbahnmuseum im Obergeschoss des Betriebshofes, in dem zahlreiche Originalteile aller Art ausgestellt sind. Der kriegszerstörte Triebwagen 9 lebt hier in Form eines Nachbaus wieder auf. Dem Slogan an der Trennwand oben ist nichts hinzuzufügen, die Ergebnisse der Arbeit der kleinen Geraer Truppe sind bemerkenswert und es bleibt nur "allzeit Gute Fahrt" zu wünschen.

Tw 36

Zum Abschluss des Tages noch eine Aufnahme des Flensburger Tw 36 zusammen mit dem Tw 12 vor der GVB-Werkstatt.

Fotos in Google Earth © 2012 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben
Stadtmuseum Gera