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Oktober 2014

3. Oktober – Das geht ja gar nicht!
4. Oktober – Herbst nicht nur für die VTE
5. Oktober – Premiere: Vier T-Wagen im Zugverband
11. Oktober – Eckhard, die Russen kommen!
19. Oktober – Bei Büttenwarder ums Eck...
21. Oktober – 1991: Besuch im AW Nürnberg
28. Oktober – Von Containern und Fotografen...
31. Oktober – 1991: Im Februar mit der Schmalspurbahn durch den Harz



Sonnabend, 11. Oktober 2014 – Eckhard, die Russen kommen!

TE 5933

Die im Vergleich zur Baureihe 50 stark vereinfachten Kriegslokomotiven der BR 52 haben lange in fast ganz Europa das Bild der Eisenbahnen mitgeprägt, obwohl sie eigentlich nur für eine kurze Lebensdauer von rund fünf Jahren projektiert waren. Über 6.000 Lokomotiven wurden ab 1942 gebaut, zahlreiche Loks auch noch nach dem Krieg. Während in der Bundesrepublik die letzten Lokomotiven bereits 1962 den Dienst quittierten, gehörten die Loks in der DDR und den osteuropäischen Staaten noch Jahrzehnte zum unverzichtbaren Bestand.
In der Sowjetuntion verblieben über 2.000 Lokomotiven, die größtenteils auf die russische Breitspur 1.524 mm umgebaut wurden. Ab den 1960er Jahren dienten bis zum Ende der UdSSR hunderte dieser als "ТЭ" geführten Lokomotiven in den Großräumen Brest und Kaliningrad als normalspurige strategische Reserve, waren betriebsfähig konserviert und hätten innerhalb kürzester Zeit mit Fahrtrichtung Westen mobilisiert werden können. Mit einem Fotogüterzug für eine kleine Gruppe Fotografen steht die ТЭ-5933 im mit Wasserturm und Stellwerkshäuschen wiederhergestellten Bf Stadskanaal bereit.

TE 5933

Zunächst nach Deutschland verschlug es 1994 die im Jahr 1943 mit der Fabriknummer 12359 bei der Berliner Maschinenbau AG (BMAG) gebaute 52 5933, bei den SŽD zuletzt als 1042.418-2 geführt. Die Lok gehörte zur Militärreserve Kaliningrad-Süd und war in Bagrationowsk stationiert.
Die ТЭ-5933 kam zusammen mit der
als Ersatzteilspender beschafften ТЭ-3644 in das 1996 geschlossene DB-Werk Görlitz-Schlauroth und wurde für ein Schweizer Unternehmen betriebsfähig aufgearbeitet, aber vom neuen Eigentümer nie abgeholt. Nach langer Standzeit wurde die ТЭ-5933 von der DB im April 2000 in Löbau versteigert und ging an die Eisenbahn Betriebs-Gesellschaft Oberelbe mbH (EBGO) in Pirna, ein Unternehmen unter Beteiligung von Ludger Guttwein. Dieser betrieb seinerzeit den regelspurigen Klützer Kaffeebrenner von Grevesmühlen nach Klütz und setzte die Lok im Sommer 2000 dort ein. Die in Deutschland nicht aufgearbeitete und jahrelang in Schlauroth abgestellte ТЭ-3644 ist seit 2003 im tschechischen Eisenbahnmuseum Lužná als 555.0301 ausgestellt.
Bei noch prächtigem Sonnenschein verlässt der Fotogüterzug mit
ТЭ-5933 den Bf Stadskanaal, im Hintergrund ein 2007/08 nach altem Vorbild errichteter Schuppen, ergänzt mit einem Museum zur mit 26 Kilometern Länge längsten niederländischen Museumsbahn zwischen Veendam und Musselkanaal.

TE 5933

Nach Einsätzen 2001 und 2002 auf der Almetalbahn wurde die Lok nach einer Entgleisung in Altenbeken abgestellt und 2006 an die niederländische Museumspoorlijn S·T·A·R verkauft. Seit Mai 2007 steht die wieder komplett im sowjetischen Zustand ТЭ-5933 gestaltete Lok von Stadskanaal aus unter Dampf und bespannt die Museumszüge der S·T·A·R. Mit dem Fotogüterzug aus restaurierten niederländischen Güterwagen passiert der Zug den Drouwenermond an der Drouwenerstraat.

2278

Seit 2012 ist die von Railion übernommene 2278 bei der S·T·A·R, mit einem frischen gelb/grauen Anstrich kommt die Lok auf der Museumsstrecke zum Einsatz. Hinter der Lok zwei württembergische Wagen, die 1998-2000 bei der BWR Waggonreparatur GmbH in Rastatt umfassend restauriert wurden und zusammen mit der ТЭ-5933 2006 an die Museumspoorlijn S·T·A·R verkauft wurden. Hier kommen die Wagen weiterhin mit den deutschen Anschriften zum Einsatz. Der von einer feuchtfröhlichen Gesellschaft gecharterte Sonderzug fährt im Bahnhof Nieuw-Buinen am Ceresmeer auf das offenkundig nur selten befahrene Ausweichgleis des einst sehr umfangreichen Bahnhofs ein.

353 und 2278

Früher für Übergabe-, Rangier- und Arbeitszugzwecke dienten die dieselelektrischen Loks der Reihe 200/300 ("Sik"). Von den 169 gebauten, ausschließlich fußgebremsten und mit einer Wurfhebelzusatzbremse ausgestatteten, Lokomotiven sind mehr als 50 erhalten geblieben – die Lok 353 wird in Musselkanaal gerade für Gleisbauarbeiten genutzt. Die bei der S·T·A·R erhaltene 2278 macht sich wieder auf den Weg nach Stadskanaal.

TE 5933

Den Bahnübergang Spoorsingel passiert die ТЭ-5933 unter Volldampf. Im August 2009 brach in der Werkstatt der S·T·A·R nach Brandstiftung ein Feuer aus, welches die ТЭ-5933, die kurz vor der Fertigstellung befindliche 52 8060 und eine weitere Lok schwer beschädigte. Bei den beiden Dampfloks brannten die Führerstände aus, die ТЭ-5933 fiel anschließend mehrere Monate aus.
Die damals schwerer beschädigte 52 8060 steht aktuell kurz vor der Fertigstellung, sie wird in Kürze die ТЭ-5933 ersetzen, die vor Fristablauf steht. Da eine umfangreiche Kesselinstandsetzung nötig ist, wird die Lok bis auf weiteres erst einmal abgestellt – die Fahrt heute gehörte zu ihren letzten Fahrten.

TE 5933

Im Bf Nieuw-Buinen passiert der Fotozug wieder die Ausweichstelle. Leider hatte es sich inzwischen entgegen der anfänglichen Wetterprognose völlig zugezogen und es fing an leicht zu regnen – anderenfalls wäre an dieser Stelle jetzt bestes Abendlicht gewesen.

TE 5933

Die Fahrten der früheren strategischen Reserve der UdSSR tief im Westen Europas riefen offenkundig den russischen Geheimdienst auf den Plan, an mehreren Fotostellen hielt sich – nicht besonders gut getarnt – ein Lada mit russischem Kennzeichen auf.

TE 5933

Details: In russischen Lettern СКН ist an der ТЭ-5933 die niederländische Abkürzung der Dienststelle Stadskanaal (Skn) der S·T·A·R angeschrieben, das Ж.Д. steht für Eisenbahn.

DL 12

Ein weiterer deutscher Vertreter ist in Form der 1955 für die Wittlager Kreisbahn AG (WKB) gebauten MaK 400 C 400005 in Stadskanaal vorhanden. Die bis zu ihrer Außerdienststellung 1996 als DL 1 bezeichnete Lok hat bei der Stichting Stadskanaal Rail (STAR) nach Übernahme 1999 im Jahr 2012 die Nummer DL 12 erhalten und kommt hier mit ihrem markanten Schiffsdiesel im Rangier- und Streckendienst zum Einsatz.

DL 12

DL 12 fährt an den Fotogüterzug und rangiert die Wagen auf ihre Abstellplätze. Im Hintergrund ein früherer Bahnpostwagen, welcher als rollstuhlgerechter Wagen hergerichtet wurde und bei der jüngst abgeschlossenen Hauptuntersuchung die früheren deutschen Beschriftungen in Epoche III erhalten hat.

TE 5933 und 50 3645

Zum Abschluss noch ein Vergleich zwischen der "Einheitslok" der BR 50 und ihrem vereinfacht gebauten Nachfolger der Baureihe 52, der "KDL 1". Die deutlich vereinfachten Kesselarmaturen sind augenscheinlich – auch wenn die von den Eisenbahnfreunden Walburg übernommene 50 3645 keine Original-50 ist, vielmehr eine bei der Deutschen Reichsbahn in den 1960er Jahren durchgeführte, umfassende Rekonstruktion zur BR 50.35.

Fotos in Google Earth © 2014 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben