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6. August – Abschied von der alten Vogelfluglinie I
13. August – Über den Kleiderbügel zu rot/beigen Großraumwagen
16. August – BR 474.3 auf ungewohnten Pfaden
20. August – Abschied von der alten Vogelfluglinie II
21. August – Nochmals 218 330 in Ratekau
27. August – Abschied von der alten Vogelfluglinie - Finale





Sonnabend, 13. August 2022 – Über den Kleiderbügel zu rot/beigen Großraumwagen

218 056

Für heute stand seit Ende April ein Termin im Kalender, der wieder über die Vogelfluglinie nach Dänemark führen sollte. 14 Tage vor Betriebsende der alten Vogelfluglinie auf deutschem Gebiet lag es nahe, den morgendlichen IC2414 nach Fehmarn-Burg umzusetzen. In dieser Saison fällt der InterCity gefühlt öfter aus, als er fährt. Für heute stand er als verkehrend in den Auskunftsmedien und eine Sichtung aus Hamburg ergab die aktuell meist anzutreffende Zuglok am nördlichen Ende. 218 056 der PRESS (die frühere DB-218 454) zieht den IC2414 pünktlich auf die Insel. Der Lastverkehr auf die Insel Fehmarn bzw. nach Skandinavien ist rege und so ist es immer Lotto, ob ein Lkw parallel zum Zug fährt. Aktuell ist die zulässige Höchstgeschwindigkeit für Autos 30 km/h, so dass die Gefahr länger parallel fahrender Lkw recht gering ist. Dumm nur, wenn diese kurze Parallelfahrt genau am optimalen Auslösezeitpunkt stattfindet
Das Herausoperieren der Lok aus der Lkw-Parallelfahrt war etwas aufwendiger – aber wenn in 14 Tagen der Eisenbahnverkehr über die Fehmarnsundbrücke vsl. endgültig endet, muss bei sonst optimalen Bedingungen das ganze elektronisch etwas geradegezupft werden …


218 056

An den letzten Wochen des Eisenbahnbetriebs auf der Vogelfluglinie herrscht inzwischen einiges Aufkommen an Fotografen – zunehmend auch aus Regionen, welche die Vogelfluglinie bisher nicht besucht haben oder der deutlich dichter und abwechslungsreicher befahrenen Marschbahn den Vorzug gaben. Die Rückleistung des Saison-IC, der IC2413, sollte auf der Fehmarnsundbrücke als Seitenschuss umgesetzt werden. Es trudelten einige Fotografen ein, man kann sich recht bequem am Strand verteilen, ohne sich im Weg zu stehen.
Unmittelbar vor Durchfahrt von IC2414 kam ein weiterer Fotograf hinzu, der sich in die Fotoreihe einsortierte und eine Glaskugel ins Licht hielt. Das ist ja eine Fototechnik, die aktuell gelegentlich zu sehen ist. Kurz freundlich gegrüßt, ansonsten harrte man dem Erscheinen des Zuges, welches sich rasch durch das markante Dröhnen der Lok bemerkbar machte. Ein kurzer Ruf „Zug kommt“ und (fast) alle Augen verschwanden hinter den Kameralinsen. Der Zug schob sich ins Bild – und unmittelbar vor Erreichen des optimalen Auslösezeitpunkts lief der Glaskugelmann allen seelenruhig ins Bild. Das Entsetzen war groß, stand er zuvor noch seelenruhig in der Reihe. Nun die Töne waren deutlich und er erschrocken. Nun böswillig war es nicht, aber hatte eine kräftige Portion Merkbefreitheit … Wer das Foto sehen möchte, kann in der Version mit den Originalfotos
weiterlesen.

648 344

Vor den beiden IC-Leistungen befuhr noch der 648 344 als RB11254 nach Puttgarden die Fehmarnsundbrücke und wurde mit etwas mehr Höhe und dem Hafen Fehmarnsund festgehalten.

Tw 74 und 7079

Durch die Fotos am Fehmarnsund etwas später als üblich im Museum Skjoldenaesholm angekommen, zeigte sich sogleich der Malmöer Triebwagen 74 den Besuchern aus Deutschland. Er hatte am Sonnabend einen technischen Defekt und konnte nicht eingesetzt werden. Dahinter einsatzbereit der T3SUCS 7079 aus Praha.

Tw 7079

Mit den Teilnehmern wurden zunächst mit dem baulich neuestem Museumsfahrzeug im Museum, dem T3SUCS 7079 einige Runden durch das Museum gedreht.

V6E 3657

Gegen 16 Uhr wurde es fernab der Heimat fast heimisch. Die Hamburger Straßenbahn bzw. ihre Fahrzeuge haben ihre ganz eigene Aura, Hamburg hat sich in den Anfangsjahren an Standards im Straßenbahnwesen orientiert bzw. sie über die hauseigene Waggonfabrik Falkenried geschaffen – der spätere Z2 basierte auf dem Frankfurter Standardwagen. In späteren Jahren ging Hamburg seinen eigenen Weg, den es bis heute fortsetzt – Hamburgs erster Bürgermeister Peter Tschentscher hielt diese im Mai 2022 für „altmodische Stahl­ungetüme“ – In Hamburg habe aufgrund der „empörten Proteste“ kein Kilometer einer neuen Stadtbahn gebaut werden können.
Dieses amtliche Statement blendete aus, dass das damals laufende Planfestellungsverfahren lediglich im Bereich der Ohlsdorfer Straße für medienwirksame Konflikte sorgte, während es im Bereich Bramfeld/Steilshoop – den Stadtteilbereichen, welchen seit vielen Jahrzehnten ein Schnellbahnanschluss versprochen wird – problemarm verlief. Der dem Koalitionsbruch vom 27. November 2010 folgende konfliktscheuende Wahlkampf der SPD stellte die Stadtbahn ins Abseits, aus dem sie sich in Hamburg bis heute nicht befreien konnte.
Hamburg beschaffte einst nach den fünf Wagen vom Typ V3 drei Versuchstriebwagen vom Typ V4, welche sich am Dresdener „Großen Hecht“ orientierten, aber den 2. Weltkrieg nicht überlebten. Die Grundmaße des V4 wurden von der HHA bei ihren Nachkriegsentwicklungen V5, V6 und V7 übernommen.

V6E 3657

Hamburg blieb so stets ein Sonderfall, der Betrieb hatte seine eigenen Regeln, denen Fahrzeuge von der Stange nur selten entsprochen hätten. Die Frage stellte sich ab 1955 nicht mehr als die Grundsatzbeschlüsse gefasst wurden, nach denen das Straßenbahnnetz in Hamburg bis 1978 aufgegeben wurde.

V6E 3657

So ist die Straßenbahn (oder auch Stadtbahn, faktisch ändert sich nichts am System) in Hamburg in der alltäglichen Wahrnehmung ein wunder Punkt, an dem sich die Gemüter erhitzen und ein Konsens fernab jeder Möglichkeit scheint. Teile des vor zehn Jahren noch vorhandenen Freiraums sind der aktuellen Verkehrspolitik wie der Busbeschleunigung oder den Velo-Routen für die Radfahrer geopfert worden. In der Summe muss man schon völliger Optimist sein, in dieser Konstellation noch Freiräume für eine Stadtbahn in Hamburg zu sehen. Faktum ist aber, dass es Metropolen in Europa gibt, die der Stadtbahn mit viel Konsens eine neue Bühne schaffen.
Im Straßenbahnmuseum Skjoldenæsholm ist das
Mock-Up des neuen Stadtbahnwagens für die Hovedstadens Letbane des Großraums København ausgestellt, wie auch dort der einzige voll betriebsfähige V6-Triebwagen der Hamburger Straßenbahn ein Asyl gefunden hat. Hamburgern, die den V6 oder V7 noch in Betrieb erlebt haben, ist der markante Sound des Umformers im Ohr, wie auch die unverwechselbare Gestaltung der Inneneinrichtung nach Grundsätzen der Hamburger Hochbahn.
Die Arbeitsgruppe des V6E hält den Verband aus V6E und V7BE instand und unterhält nebenbei noch weitere Fahrzeuge wie den Strausberger Arbeitswagen 13, ehemals Berlin 721 040. Heute ermöglichten u.a. Mitglieder der V6E-Arbeitsgruppe abendliche Ausfahrten, der V7BE ist aktuell für Arbeiten an der Heizungsanlage außer Betrieb. Während der abendlichen Fahrten ergab sich an der in den Sommermonaten üblicherweise völlig verschattet liegenden Hst Broen ein lichter Moment, der die Haltestellensäule in perfektes Abendlicht tauchte.

V6E 3657

Abendstimmung in der Schleife Eilers Eg. Muss man am frühen Nachmittag den Moment abpassen, wo die Sommersonne Licht auf die Abfahrtshaltestelle mit der aus Odense stammenden Wartehalle wirft, fällt das Licht am Abend völlig anders nach Eilers Eg ein und mit der Beleuchtung des Triebwagens entsteht ein stimmungsvolles Ambiente.

V6E 3657

An der im Herbst/Winter 2021 erneuerten Fassade der Remise 1 steht der V6E im Abendlicht zur Abfahrt bereit. Der Lundingtriebwagen 929 wird am Abend auch noch die eine oder andere Runde durch das Museum drehen.

V6E 3657

Ruhe ist im Museum eingekehrt, als der V6E 3657 die Fassaden der Valby Langgade passiert. Kaschiert hinter dem V6E liegt der künftig zentrale Bereich des Museums, derzeit noch eine weitgehende Brache und Lagerfläche. Soweit die Finanzierung auf die Beine gestellt werden kann, werden hier in den kommenden Jahren neue Gebäude mit modern ausgerüsteter Werkstatt, neuen Wartungsgleisen und eine Lackierwerkstatt entstehen. Vor den Werkstattgebäuden werden weitere Ladengeschäfte eingerichtet, welche dann auch begehbar sein sollen.

V6E 3657

An der Hst Flemmingsminde fährt der V6E 3657 im letzten Abendlicht ein.

V6E 3657

Kurzer Halt in Flemmingsminde. Rund um die Hst Flemmingsminde haben sich nach der Schließung der Golfplatzes und der zurückkehrenden Natur wieder Rebhühner angesiedelt, denen es offenbar Spaß macht, stets vor den anrollenden Straßenbahnen die Strecke zu kreuzen oder – noch besser – zwischen den Fahrschienen zu laufen …

V6E 3657

Fast ein Fabrikfoto des V6E 3657? An der aufgelassenen Hst Tobaksmarken.

V6E 3657

An der Hst Gammel Sparegodtvej fiel längst kein Sonnenlicht mehr auf die Strecke, so dass die beginnende Abenddämmerung den V6E 3657 in Dämmerungslicht versetzte. Allen Beteiligten mein herzlicher Dank für die Ermöglichung des Tages, welcher nicht im Fokus der Kamera stand.

Fotos in Google Earth © 2022 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben