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3. September – 25 Jahre S-Bahn Hamburg GmbH
4. September – Unter Dampf von und nach Wedel
10. September – Tag der offenen Tür in der Hw Schöneweide








Sonnabend, 10. September 2022 – Tag der offenen Tür in der Hw Schöneweide

E176 11

Nach rund 10 Jahren veranstaltete die DB in der S-Bahn Hauptwerkstatt Schöneweide wieder einen Tag der offenen Tür. Der Autor war letztmals im Oktober 2002 dort, als das Werk sein 75-jähriges Bestehen beging. Damals wurde die gesamte Bandbreite der je im früheren Raw Schöneweide gefertigten oder instandgehaltenen Fahrzeuge gezeigt. Heute stand der Tag der offenen Tür im Zeichen der Sanierung der BR 481/482 im Rahmen des „Projekts Langlebigkeit“, in dessen Rahmen zunächst 309 der 500 Viertelzüge der BR 481/482 grundlegend saniert werden und dabei auch eine erneuerte Inneneinrichtung erhalten. Zentrale Absicht des Autors war aber eine andere Lok, die E176 11. Die Lok wurde von AEG im Jahre 1933 für die Berliner S-Bahn gebaut und war stets im Raw Schöneweide beheimatet. Es gibt nur wenige Fotos, die die Lok zu DDR-Zeiten auch im Streckennetz der DR zeigen – zumindest seit den 1980er Jahren beschränkt sich der Aktionsradius der Lok auf das Gelände des Raw Schöneweide, heute Hw Schöneweide.

485 111

1990 beim ersten Besuch im Raw Schöneweide waren die Gleise im Freigelände noch von völlig anderen Fahrzeugen belegt, die damalige BR 270 und heutige BR 485 gab es nur in wenigen Exemplaren. Die letzten Monate für die Züge sind angebrochen und die im Sommer auf der Ringbahn abgezogenen Züge der 485/885 stehen als im Notfalle schnell verfügbare Einsatzreserve abgestellt. Im Oktober wird das nächste Teilnetz auf die BR 483/484 umgestellt, die aktuell abgestellten Züge werden anschließend zügig zum Verwerter in Opladen überstellt. 485 111 gehört zu dieser Einsatzreserve, wartet effektiv nur noch auf die letzte Fahrt.

BR 485

Das in der Mitte am Bock stehende Viertel 485/885 156 ist mit den anderen dahinter stehenden Vierteln bereits für den Transport nach Opladen vorbereitet worden. Rechts der noch komplette 485 062.

BR 485

Wohin man im Werk auch schaut, ausgediente 485/885.

BR 480

Für die praktisch zeitgleich mit der BR 270 der DR von der BVG entwickelten Züge der BR 480 gibt es noch eine Gnadenfrist über 2023 hinaus, da die Fahrzeuge noch die neue Zugbeeinflussung ZBS erhalten. Aktuell ist noch kein 480 mit ZBS-Ausrüstung im S-Bahnbetrieb, derzeit laufen noch die Inbetriebnahmearbeiten. Hier steht 480 533 im Werksgelände abgestellt.

481 131

Zentrales Projekt im Werk Schöneweide ist aktuell die Modernisierung der BR 481/482 im Rahmens vom Projekt Langlebigkeit. Seit 2019 werden zunächst 309 Viertelzüge für rund 150 Mio EUR gründlich saniert und neu ausgebaut. Dieses Projekt soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein – aktuell wird die Fortsetzung der Modernisierung bis Ende 2025 vorbereitet, was die Modernisierung der weiteren 191 Viertelzüge umfassen würde. Hier zeigt sich der modernisierte 481 131 zusammen mit dem noch nicht modernisierten 482 173. Da an der Technik nur wenige Veränderungen vorgenommen werden, war diese einmalige Vergleichszusammenstellung „unter Strom“ erlebbar.

BR 481/482

Nicht nur innen sind die Änderungen anschaulich, die neue Farbgestaltung wirkt – auch wenn es mancher anders sehen wird – freundlicher.

481 131

Blick vom sanierten 481 131 hinüber in den unsanierten 482 173.

BR 481
e
Ein Viertelzug verbringt rund drei Monate im Werk Schöneweide, ehe er das Werk fast wie fabrikneu wieder verlässt. Zu Beginn steht nach dem Trennen des Fahrzeuges von seinen Drehgestellen das Ausräumen der alten Inneneinrichtung auf dem Plan.

BR 481

Nach einigen Tagen zeigt sich der Innenraum des Wagens dann in Rohbauform. Im Hintergrund das abgedeckte Hilfsbedienpult.

BR 481

Das Werk Schöneweide arbeitet in weiten Bereichen noch mit den Abläufen wie 1928. Die Richthalle besitzt drei parallele „Bänder“, auf denen die Wagen je nach Bedarf über Portalkräne versetzt werden. Ein flexibles und platzsparendes Verfahren. Im Hintergrund kommen die Wagen ins Werk, werden zunächst von den Drehgestellen getrennt und an die Arbeitsstellen verteilt.

BR 481

Durch den Transport mit den Portalkränen benötigen die Wagen nur Hilfsstützen, welche sich gefühlt seit 1990 nicht verändert haben.

BR 481/482

Parallel zur Entkernung laufen bereits erste Karosseriearbeiten wie die Sanierung oder Erneuerung des Trägers der Kurzkupplung.

BR 481

Anschaulich wurden die verschiedenen Gewerke an den Fahrzeugen demonstriert, hier die Schweißarbeiten am Einstiegsbereich bzw. den Langträgern.

BR 481

Zur Rostentfernung gehört auch das Sandstrahlen, auch wenn nicht mehr wie früher der gesamte Wagenkasten vom Lack befreit wird.

BR 481

Der metallisch weitgehend fertig bearbeitete Wagenkasten. Die eingesetzten Fensterrahmen sind entfernt und die Ausschnitte gründlich vom Lack und Rost befreit worden.

BR 481

Der Lack wird vor der Lackierung zum Teil grob entfernt, ehe der Feinschliff in den Lackierhallen vorgenommen wird.

BR 481

Im weiteren Verlauf stehen bereits lackierte und noch nicht lackierte Wagenkästen an den Bändern beieinander.

BR 481

Dass die Entfernung von Ganzreklame nicht der Grund für die grobe Lackentfernung gewesen sein dürfte, sieht man hier, wo die Methode auch im Bereich des Faltenbalgs angewendet worden ist.

BR 481

Nach der Vorbereitung zur Lackierung werden auch die Fensterrahmen wieder in den Wagenkasten eingepasst, in welche später die Glasscheiben eingesetzt werden.

BR 481

Praktisch jeder Arbeitsstand im Werk ist mit den Arbeiten für die Modernisierung belegt.

BR 481

1990 wurden hier noch ohne besondere Arbeitsschutzmaßnahmen die Wagenkästen lackiert. Heute finden hier letzte Feinarbeiten vor der Lackierung statt.

BR 481

Auf altbrauchbaren Drehgestellen der BR 477 werden die Wagen in diesem Bereich der Werkshallen verschoben.

BR 481

An diesem Wagen wurde die Altlackierung abgeschliffen. Der 482 388 gehörte zu den Wagen, die bereits ab Werk eine auf alt getrimmte Lackierung erhielten – entsprechend ist hier der obere rote Streifen lackiert, während im Werk Schöneweide lackierte Wagen den Streifen nur als geklebte rot/schwarze Banderole erhielten.

BR 481

Während so mancher Betrieb zur Beklebung der Wagen statt einer Endlackierung gewechselt hat, werden die S-Bahnen der DB weiterhin klassisch lackiert. Inzwischen im Gegensatz zu 1990 in einer geschlossenen Lackierkabine und mit lösungsmittelfreien Lacken.

BR 481

Waren die 481/482 zunächst nur einheitlich in Gelb – mit rot lackierten Anbauteilen – lackiert, erfordert auch die aktuelle Lackierung wieder zwei Farben am Fahrzeug. Die neuen Türblätter werden in schwarz fertig lackiert angeliefert.

BR 481

In diesem Werksbereich dient eine Schiebebühne aus der Bauzeit des Werks zum Verschub der Wagen.

BR 481

Große Bereiche der baulichen Infrastruktur des Werks stammen noch aus den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die praktisch 100 Jahre alten Bauten sind wärmetechnisch nicht isoliert, was bei den aktuellen Strom- und Gaspreisen der DB sicher nicht unproblematisch ist. Vor 20 Jahren, unmittelbar vor der S-Bahnkrise 2009, stand das Werk vor der teilweisen oder gar völligen Schließung, da die laufende Instandhaltung längst nicht mehr die Intensität der Altfahrzeuge hatte.
Welche Auswirkungen die Sparmaßnahmen hatten, hat nicht nur der Berliner live erleben müssen – das Ziel der Schließung des Werk Schöneweide wurde in der Folge kassiert und andere bereits geschlossene Werke der leichten Instandhaltung wieder geöffnet – mit dem reinen Fokus auf Funktionsfähigkeit.


BR 481

Beim aktuellen Modernisierungsprogramm der BR 481 ist man froh, das Werk in dieser Größe zu haben und die Arbeiten mit eigenen Mitarbeitern erledigen zu können. In früheren Jahren war diese Arbeitstiefe wiederkehrender Bestandteil der Instandhaltung und nannte sich T7. Die jüngst stolz verkündete Vollauslastung wie zu besten Reichsbahnzeiten wird aber spätestens 2025 enden, danach stehen nur noch die ersten Hauptuntersuchungen der Neubauzüge bzw. die Auslaufuntersuchungen der BR 481/482 an.
Aktuell befindet sich der nächste Verkehrsvertrag für ein Teilnetz der S-Bahn in Berlin in der Ausschreibung, welche sich neu in den Betrieb der Linien und die Beschaffung und Instandhaltung der zugehörigen Fahrzeuge teilen wird. Während der Betrieb maximal über 15 Jahre vergeben werden kann, wird die Beschaffung und Instandhaltung der Fahrzeuge auf 30 Jahre vergeben – was der üblichen Abschreibungsdauer von 32 Jahren entspricht. Ob hier ein hundert Jahre altes Werk mit alter Bausubstanz im direkten Wettbewerb mit modern ausgestatteten Fahrzeugherstellern eine große Chance haben wird?


BR 481

Aufgereiht die Wagen im Redesign.

BR 481

Zwei der drei Bänder mit dem zur Schiebebühne führenden Gleis.

BR 481

Ein Führerraum der BR 481 in der Endmontage.

BR 481

Die neuen Sitzmöbel werden installiert und die aufgearbeitete Innenverkleidung von Wänden und Decke wieder eingebaut.

BR 481

Gut sichtbar die drei Bänder in der Richthalle. Im Vordergrund findet die Endmontage und die elektrische Prüfung statt. Vorne der Demozug von Neu und Alt.

BR 481

Im Prüffeld stehen die fast fertig montierten Wagenkästen. Vorne ein Drehgestell, um den Wagen links später weiter in Richtung Ausgangsprüfung schieben zu können.

BR 481

Dazu wird der Wagenkasten mit einem der drei Portalkräne angehoben …

BR 481

… auf Arbeitshöhe gehoben …

BR 481

verschoben …

BR 481

…passend zum Königszapfen abgesetzt …

BR 481

… endgültig abgelassen …

E-MAXI

… an den E-Maxi von ZAGRO angekuppelt und an die gewünschte Position verfahren.

E176 11

Nach dem ausführlichen Rundgang war Zeit, sich um das ursprüngliche Ziel zu kümmern – die E 176 11. Die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft (DRG) beschaffte in den 30er und 40er Jahren für die Berliner S-Bahn drei Akkuloks, welche auch mit Stromschiene betrieben werden konnten. Während die heute als E 176 11 geführte Lok 1933 von AEG unter der Fabriknummer 4806/33 gebaut wurde, gab es noch die erst 1942 gebauten E 176 01 und 02 – von diesen Loks sind heute nur noch die technischen Daten bekannt.
Auch von der E 176 11 gibt es bis heute nur sehr wenig belastbare Daten. Sie diente stets im S-Bahnwerk Schöneweide als Rangierlok, hatte zunächst eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h, die 1966 nach einer Modernisierung der Lok und Vereinheitlichung mit S-Bahnteilen auf 60 km/h angehoben wurde. Seitdem beträgt die Nennleistung der Lok noch 180 kW statt zuvor 220 kW.
Die Lok diente heute eigentlich Kindern zu Führerstandsmitfahrten, wobei letztlich wohl auch große Kinder die Lok bedienen durften – gerne über das moderne Typhon lautstark bemerkbar machend und manchesmal die vorhandene Leistung zeigend.

E176 11

Zwischen moderner S-Bahn und zu modernisierender S-Bahn bahnte sich die E 176 11 ihren Weg.

E176 11

1999/2000 wurde der Aufbau der Lok erneuert. Während die Grundgestaltung erhalten blieb, wurden diverse konstruktive Verbesserungen umgesetzt. Die Lok wurde im Jahr 2000 in Verkehrsrot mit DB-Logos lackiert.

E176 11

2015 wurde die Lok erneut aufgearbeitet und von den Anschriften in den Lieferzustand von 1933 versetzt. Die Beschriftung entspricht nun praktisch einem erhaltenen Foto nach Indienststellung – ein Foto des Transpress-Verlags zeigt die Lok bis auf das damals fehlende Fabrikschild 1:1 beschriftet.

Fotos in Google Earth © 2022 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben