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Februar 2014

2. Februar – 1994: Betrieb bei der Oberweißbacher Bergbahn
9. Februar – Der Zug zum Flug
10. Februar – Auf der Durchreise in Kassel
11. Februar – Klassiker in Stuttgart
12. Februar – Vielfalt in Karlsruhe
13. Februar – Zufallstreffer zum Abschluss
25. Februar – Vorfrühling in Ramelsloh




Montag, 10. Februar 2014 – Auf der Durchreise in Kassel

RBK Tw 712

Die Zeiten, wo die Discounter-Tickets alljährlich in den Regalen der Märkte lagen, sind leider längst vorbei. Will man heute kostengünstig mit der Bahn reisen, so muss man sich meist fast drei Monate im Vorwege auf eine Zugverbindung festlegen und ist dann auf Gedeih und Verderb auf die entsprechende Wetterlage (oder auch Streiklage) angewiesen. Ende November 2013 war noch nicht absehbar, dass die DB eine Gold-BahnCard für die Olympischen Spiele auflegt, wo der Käufer am Tag nach jeder deutschen Goldmedaille im Fernverkehr der DB Freifahrt erhält. Da dies passend zu einer Urlaubswoche liegt, wäre beim bisherigen Medaillensegen an vier von fünf Wochentagen Freifahrt gewesen.
So aber stand im lange Vorwege fest, dass ich heute einige Stunden in Kassel verbringe und ein wenig das dortige Straßenbahnnetz erkunden würde. Kassel ist nach Karlsruhe, Saarbrücken und Chemnitz die vierte deutsche Stadt, die die städtische Straßenbahn in das Eisenbahnnetz übergehen lässt und einst feste Systemgrenzen verschwinden lässt.
So durchgreifend wie im Pilotbetrieb Karlsruhe mit seinem umtriebigen Direktor Ludwig wurde es jedoch in keiner weiteren Stadt derart umfassend realisiert. In Kassel hat zudem im Dezember 2013 der Betreiber der RegioTram gewechselt. Der bisherige Betriebsführer, die RegioTram Betriebsgesellschaft mbH (RTB) – von den Verkehrsunternehmen Kasseler Verkehrs-Gesellschaft AG (KVG), Hessische Landesbahn (HLB) und DB Regio getragen – wurde durch die RegioTram Gesellschaft mbH (RTG) ersetzt, welche sich bis auf DB Regio aus den gleichen Betreibern zusammensetzt.
Für das Fahrpersonal zeigte sich hier jedoch die unschöne Seite des Wettbewerbs – das Bestandspersonal von KVG und DB hätte von der RTG neue Verträge ohne Anrechnung der Beschäftigung erhalten. So wird die RegioTram seit Dezember 2013 weitgehend von neu eingestelltem Personal gefahren, was sich hier auch in der unkonventionellen Dienstkleidung des Triebfahrzeugführers zeigt.

1116 142

Nach einem Tipp erwartete ich anschließend den IC 2083 "Königssee" Hamburg – Berchtesgaden, welcher von 1116 142 der ÖBB bespannt wurde. Die Lok ist im Design des City Airport Train (CAT) gehalten, welcher mit speziellen Fahrzeuggarnituren den Flughafen Wien mit dem Bahnhof Wien Mitte verbindet.
Seit Ende 2012 kommen Einsystemloks der BR 1016 vor den CAT-Zügen zum Einsatz, so dass seitdem die Mehrsystemloks der Reihe 1116 in anderen Diensten eingesetzt werden. Einsätze im deutschen Fernverkehr sind jedoch die Ausnahme. Mit rund 40min Verspätung verlässt der IC 2083 den Bf Kassel-Wilhelmshöhe.


Tw 459

Der Bahnhof Kassel-Wilheimshöhe war seit seiner Inbetriebnahme Ort für die verschiedensten Satire-Stories über die Bahn – Wohlfühlbahnhof jedenfalls geht anders. Die zunächst "vergessenen" Örtlichkeiten wurden alsbald nachgerüstet. Stets in der Kritik die langen, vergleichsweise steilen Rampen und zunächst nicht vorgesehene Aufzüge. Die kombinierte Straßenbahn/Busstation mit ihrem hochgesetzem Dach brachte dem neuen Bahnhof den Namen "Palast der Winde" ein. Es gibt im gesamten Bahnhof kaum einen Ort, wo man vor der Witterung geschützt verweilen kann. Hier verlässt der Tw 459 vom Typ 6NGTW den Bahnhof Wilhelmshöhe.
Die Niederflurbahnen der ersten Generation sind inzwischen an das Ende ihrer projektierten Lebensdauer gekommen, der Verschleiß ist auch augenscheinlich deutlich zu erkennen. Zunächst 15 von 25 vorhandenen Zügen dieses Typs werden in den kommenden Jahren einem Retrofit unterzogen, bei dem unter anderem der gesamte Wagenkasten entkernt wird und nach Sanierung und Sandstrahlung neu zusammengebaut wird.


Tw 456

Der noch nicht sanierte Tw 456 fährt mit dem Herkules im Hintergrund in den Bahnhof Wilhelmshöhe ein.

Tw 465

Entlang der Friedrich-Ebert-Straße rollt der Tw 465 hinab in Richtung Hessenschanze.

Tw 473

Der Tw 473 im Einsatz auf Linie 0 fährt in die Hst Bebelplatz ein, während eine muntere Runde der Stadtreinigerinnen eine kurze Arbeitspause zum Plausch nutzt. Ein- und aussetzende Straßenbahnen haben in den offiziellen Fahrplänen der KVG die Liniennummer 0 und sind entsprechend öffentlich ausgewiesen.

Tw 458

An der Hst Friedenskirche steht der Tw 458 zur Fahrt zur Hessenschanze bereit.

Tw 671

Gut zu sehen die Nachteile vieler Fabrikate von aktuellen LED-Anzeigesystemen. Die Taktung der einzelnen LED zur Erhöhung ihrer Lebensdauer erfolgt je nach Fabrikat verschieden. Mal zeilenweise, mal segmentweise, mal senkrecht geteilt getaktet. Nur wenige Anzeigesysteme takten in einer einheitlichen Weise, dass sie auch mal ganz aus sind. Das menschliche Auge merkt davon nur selten etwas und so hält sich der Widerstand aus Sicht der Fahrgäste sehr in Grenzen – selbst die Linienfarben als Symbolfaktor für Linien werden bei den Verbänden nicht wirklich vermisst – dort wo sie in LED-Anzeigen teuer implementiert wurden, stoßen sie auf Ablehnung... Tw 671 an der Hst Friedenskirche mit unvorteilhafter Taktung.

Tw 465

Immer wieder bemerkenswert sind die Ausrichtungen von Hauptverkehrswegen in Städten auf markante Punkte in den jeweiligen Städten. Bei manch eher modernem Punkt mag man sich sicher fragen, was denn zuerst dort war.
Wie bereits beim vierten Foto dieser Seite mit Tw 456 an der Willhelmshöhe
fährt hier auf anderer Route der Tw 465 – mit erfreulich gut getakteter LED-Anzeige – mit dem Herkules im Rücken entlang der Friedrich-Ebert-Straße.

Tw 666

Das Kasseler Sonderbord ist heute bundesweit zum Inbegriff des niederflurigen Einstiegs in die Nahverkehrsfahrzeuge geworden. Eine weitere Kasseler Spezialität der möglichst einfachen Anlegung von Einstiegen in Niederflurstraßenbahnen findet sich unter anderem entlang der Friedrich-Ebert-Allee, wie hier an der Hst Querallee – wo im Haltestellenbereich die Fahrbahn leicht erhöht wurde und mittels des Kasseler Sonderbords ein ebener Einstieg in die Straßenbahn möglich ist. Der Straßenverkehr wird – obwohl nach StVO ohnehin wartepflichtig – in der Zeit des Halts der Straßenbahn (hier Tw 666) mittels roter Ampel an der Vorbeifahrt an der Straßenbahn gehindert.

Fotos in Google Earth © 2014 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben