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7. März – 1989: Reisen und Schauen mit dem Gläsernen Zug
8. März – Der Frühling ist da
11. März – Wenn Pläne nicht funktionieren
12. März – Wenn der Wetterfrosch kränkelt
15. März – ET/EM 171 082 auf Abschiedsrunde
19. März – Nur mal eben in den Hafen und was draus wurde
22. März – Specialtour auf AKN
23. März – Schatten über Lummerland
25. März – Gelbe Klassiker im Lummerland


Montag, 23. März 2015 – Schatten über Lummerland

BR 504

Unerwartet wurde am 19. März das "Aus" für die seit Mitte Dezember 2014 von der Hanseatischen Eisenbahn GmbH (HANS) zunächst eigenwirtschaftlich angebotenen Verkehre der Mecklenburgischen Südbahn zwischen Malchow und Parchim zum 31. März 2015 verkündet, nachdem der Landkreis eine finanzielle Beteiligung am Betrieb der vom Land zum Dezember 2014 abbestellten Verbindung ablehnte.
Eigentlich war ein Besuch an der Strecke im Laufe des Frühjahrs geplant, doch blieben jetzt noch genau 12 Tage für einen Besuch, bevor auf dieser lange umkämpften Bahn das Licht ausgeht. Ein Blick auf die Wetterkarte zeigte für Montag ausreichend Sonnenstunden an, so dass sich eine spontane Tour anbot.
Früh am Morgen ging es los, um den Frühzug auf der Strecke Putlitz – Pritzwalk umsetzen zu können. Die Strecke Putlitz – Pritzwalk ist ein Positivbeispiel zur Erhaltung einer sonst bundesweit fast ausgestorbenen Art von Bahnstrecke, der klassischen Stichbahn abseits der Magistralen. Obwohl das Land Brandenburg auf dieser Strecke bereits seit Dezember 2006 keine Züge mehr bestellt, wird der Betrieb der Strecke bis heute durch lokales Engagement von Unternehmen und Kommunalpolitik am Leben gehalten und die Züge sind vergleichsweise gut besetzt.
Der heute anstelle des üblichen Uerdinger Schienenbusses eingesetzte 504 002 erreicht Kuhbier, dessen bekannte Ortsdurchfahrt aktuell saniert wird – das klassische Motiv des Bahnübergangs ist zwar noch nicht in Arbeit, doch wird dieses eher eine Frage von Wochen sein.

504 001

Auf dem abbestellten Abschnitt Parchim – Malchow der Mecklenburgischen Südbahn kam heute der 504 001 der HANS zum Einsatz. Der Zug fährt bei bestem Morgenlicht ohne Halt und spärlich besetzt durch den 2004 vom Bahnhof zum Haltepunkt degradierten Hp Gallin – noch erkennbar die funktionslose zweite Bahnsteigkante.

504 001

Die Mecklenburgische Seenplatte hat sich zu einer bedeutenden Tourismusregion in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt. Die Eisenbahnlinien der Region stehen jedoch alle mehr oder minder auf der Kippe – eine erfolgreiche Einbindung in das Tourismuskonzept fehlt trotz vieler Versuche bis heute. So wird ab dem 1. April kein Zug mehr den Penzliner See passieren, wie hier der 504 001 auf der Fahrt nach Parchim.

504 001

Der Haltepunkt Passow hat einmal bessere Zeiten gesehen – übrig geblieben aus den Zeiten vor 1991 (Umwandlung zur Haltestelle, seit 1994 nur noch Hp) sind durchgehendes Streckengleis und ein bewohntes Beamtenwohnhaus. Empfangsgebäude und Güterboden stehen leer.

BR 646

Nachdem auf der Südbahn die mittägliche Zugpause eingesetzt hat, war Gelegenheit nach Perleberg zu wechseln, wo dreimal wöchentlich ein Güterzug der EGP von Wittstock nach Wittenberge verkehrt. Zum Einsatz kamen hier lange planmäßig zwei Loks der Reihe V100 – zweimal V100 ergibt V200 und entsprechend kommt seit einigen Jahren auch eine Lok der Reihe V200 vor diesen Zügen zum Einsatz. Zunächst war es die modernisierte 221 106, seit Mai 2014 verstärkt von der im Originalzustand aufgearbeiteten 221 136 in der aktuellen EGP-Farbgebung. Doch leider ließ sich heute der 55113 nicht zur üblichen Planzeit blicken – wie sich später herausstellte hatte die Hinleistung 55112 nach Wittstock rd. 330 Minuten Verspätung.
So muss an dieser Stelle der Platzhalter 646/946 reichen, doch ist dieser ggf. schneller als die EGP-Güterverkehrsleistung historisch, denn zum Dezember 2016 werden hier nach einer Neuausschreibung modernisierte Gebrauchtfahrzeuge vom Typ LINT 41 zum Einsatz kommen. Die GTW der Fa. Stadler gehören dann nach 15 Jahren zum Alteisen.

201 068

Ein Versuch der Einbindung der regionalen Eisenbahnen sind die Eisenbahnromantik-Hotels der ENON Gesellschaft mbH & Co. KG, welche in Meyenburg und Plau am See eingerichtet wurden. Vor dem Hotel in Plau am See, recht idyllisch abseits der Bahn im Wald gelegen, steht die 201 068 als Denkmal aufgestellt.

504 001

Ein im Umfeld der umfangreichen Gleisanlagen des Bf Karow verloren wirkender 504 001 verlässt den Bahnhof in Richtung Malchow. Auf Ausfahrten von langen Güterzügen mit schwer arbeitenden Loks wartet man heute vergeblich. Zu DDR-Zeiten haben Karow täglich rund 50 Güterzüge verlassen, von dieser Betriebsamkeit ist in Karow nichts geblieben – am 31. März 2015 wird der letzte Zug den Bahnhof verlassen dann kehrt hier völlige Ruhe ein. Immerhin plant die Regio Infra Nord-Ost GmbH als Betreiber der Anlagen vorerst keine Stilllegung der Infrastruktur, sondern will sie weiterhin betriebsbereit vorhalten.

504 001

Noch kurbelt der Fahrdienstleiter des Stellwerks B im Bf Karow achtmal täglich die Schranken herunter und der Triebwagen der HANS passiert das imposante Bahngelände.

Bf Karow

Auf einem Bahnhof, wo nach einer Stellfafel auf dem Bahnhofsvorfeld bis zum Ende der DDR täglich rund 50 Güterzüge und 20 Reisezüge den Bahnhof verließen, waren naturgemäß entsprechende Betriebs- und Nebengebäude erforderlich. Eine Aufsicht gibt es schon seit Jahren nicht mehr in Karow, die Tür dorthin ist vernagelt.

Bf Karow

Zwischen 1884 und 1938 entstanden die heutigen Gebäude des Bahnhofs Karow. Nach Niedergang der Eisenbahn in der Prignitz und an der Mecklenburgischer Seenplatte sind die Bauten in Karow heute verlassen und sich selbst überlassen.

Bf Karow

Das Gelände ist unwirtlich und allerorten vernagelte Fenster und Türen.

Bf Karow

Die Anlagen waren einst aufwendig und ansprechend gestaltet worden. Welch Kleinod würden hier vorbildlich restaurierte Anlagen abgeben?

Bf Karow

Dass hier menschliche Bedürfnisse verrichtet werden konnten, ist schon länger her.

Bf Karow

Ein einsamer Isolator hat die Zeiten überstanden.

Bf Karow

Aller Protest gegen die Stilllegung der Südbahn hat nichts gebracht. Wenn die örtliche Politik nicht mitzieht, hat kein Unternehmen eine Chance.
Was Unternehmen erreichen können, wenn engagierte Leute hinter diesen Projekten stehen, haben die letzten 20 Jahre in der Prignitz gezeigt. Alle Unternehmen, die seitdem hier für Betrieb gesorgt haben – begonnen mit der Gründung der Prignitzer Eisenbahn bis zu den heute unter der ENON Gesellschaft mbH & Co. KG angesiedelten Unternehmen – gehen auf das Engagement des ehemaligen DB-Lokführers Thomas Becken zurück.

Bf Karow

Seit längerem größtenteils gesperrt ist auch der zuletzt noch genutzte Bahnsteig 1.

Bf Karow

Der Triebwagen der HANS nutzt nur noch den nördlichen Zipfel vom Bahnsteig 1 mit dem erhaltenen Wasserkran aus Dampflokzeiten.

Bf Karow

Hier wird kein Reisender mehr Platz nehmen und bei warmen Sonnenstrahlen auf den nächsten Zug warten.

Bf Karow

Die Treppe zur Verbindung der Bahnsteige und Bahnhofsvorplatz – seit ihrer Sperrung vor 15 Jahren funktionslos.

Bf Karow

Vor fast 30 Jahren dürfte auf allen Gleisen rege Betriebsamkeit geherrscht haben, heute eher ein "Lost Place". Im Hintergrund der 1907 erbaute frühere Guts-Wasserturm, heute leerstehend und verfallend.

Bf Karow

Nicht besser ergeht es dem Wasserturm der Bahn am Bahnhof.

504 001

Kurz wird die Stille vom 504 001 der HANS unterbrochen und nach dem Ausstieg einer Reisenden mit Einkäufen – vermutlich aus Lübz kommend – fährt dieser in Richtung Malchow weiter.

504 001

Ein Blick dem Triebwagen hinterher: Das Wärterstellwerk B1 ist aktuell noch besetzt – die Arbeit dort aber überschaubar.

Bf Karow

Nur noch klein ist der 504 001, als er die Ausfahrsignale des Bahnhofs passiert und Ruhe kehrt ein – wenn man vom Autolärm der parallel der Bahnlinie nach Pritzwalk führenden B103 einmal absieht...

Bf Karow

Willkommen am Bahnhof -> zu den Zügen. Ab 1. April wartet der Reisende vergeblich.

Bf Karow

Zu Kleinteilen hat die örtliche Dorfjugend den früheren Zierbrunnen verwandelt. Die Stelltafel redet von "Bahnhof Karow, Zeuge der Verkehrsgeschichte". In diesem Fall ist der Brunnen Zeuge des Niedergangs eines Bahnhofs und eines ganzen Eisenbahnnetzes in der Region.

Alkalischwellen

Die Deutsche Reichsbahn war einst auf ihr Oberbauerneuerrungsprogramm stolz. In den 1970er und 1980er Jahren wurden mit Umbauzügen große Teile der Gleisanlagen der DR erneuert. Im Gegensatz zur Deutschen Bundesbahn kamen auch viele Nebenbahnen in den Genuss dieser Erneuerungen.
Einen herben Rückschlag erhielt dieses Vorzeigeprogramm, nachdem Mitte der 1980er Jahre festgestellt wurde, dass Schwellen mit Produktionsjahr ab 1973 nach einer Rezeptänderung unter einer Alkali-Kieselsäure-Reaktion leiden und allmählich zerbröseln. Das Problem auf den Hauptstrecken erledigte sich nach der Wende durch die großzügig durchgeführten Modernisierungen, die Nebenstrecken behielten ihre Alkalischwellen und so ist auch auf der Strecke Karow – Meyenburg das Bröseln zu sehen.

Strecke aus Meyenburg

Mit dem Wegfall des Güterverkehrs ging die Belastung der Schwellen zurück und seit Ende September 2000 ist die Verbindung Güstrow – Karow – Meyenburg ohne Verkehr. Durch die Regio Infra Nord-Ost GmbH wird die Strecke jedoch weitherhin betriebsfähig vorgehalten und gelegentlich befahren. Bisher gibt es von der HANS noch keine Aussage, ob die in den letzten Jahren angebotenen Ausflugszüge von Meyenburg nach Krakow am See auch dieses Jahr wieder verkehren. Nachdem letztes Jahr kaum Auslastung zu beobachten war und das Fahrplankonstrukt auf der Strecke Meyenburg – Pritzwalk (– Neustadt/Dosse) geändert wurde, ist dieses nicht wahrscheinlicher geworden.

504 001

Einfahrt für den Triebwagen aus Malchow. In einer Woche verstummt das markante Klappern der Formsignale.

504 001

Im letzten Licht durch rasch dichter werdenden Schlonz erreicht der 504 001 den Bf Karow.

Fotos in Google Earth © 2015 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben