Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember




1 2 3 4
5 6 7 8 9 10 11
12 13 14 15 16 17 18
19 20 21 22 23 24 25
26 27 28 29 30









10. September – Schweineschnäuzchen auf Tour
11. September – Mit den Historischen zum offenen Denkmal
14. September – Hochsommer und Flügelrad
16. September – 150 Jahre Hafenbahn in Hamburg
18. September – 40 Jahre Tatra in Berlin
25. September – Sommerfinale?





Sonntag, 18. September 2016 – 40 Jahre Tatra in Berlin

KT4D 219 282

Für den Sonntag trudelte kurzfristig ein Veranstaltungshinweis ein, der fast an mir vorbei gegangen wäre. Die BVG bewies 1998 Weitsicht, als sie zwei im Urspungszustand erhaltene Triebwagen vom Typ KT4D von der Modernisierung bzw. Verkauf ausnahm und die Triebwagen im Alter von zwölf Jahren in die vom Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin e.V. (DVN) betreute historische Straßenbahnsammlung aufnahm. Die Fahrzeuge erhielten 2003 nochmals eine HU im letzten Betriebszustand und wurden für Sonderfahrten vorgehalten. Mit Fristablauf wurden beide Triebwagen zunächst abgestellt, da sie eine umfassende Aufarbeitung benötigten.
Während der 219 481 recht zeitnah im Lieferzustand 1986 wieder hergerichtet wurde und 2015 zum 150-jährigen Bestehen der Straßenbahn in Berlin in Betrieb genommen wurde, war es lange um den zweiten Triebwagen 219 482 ruhig und für die meisten recht überraschend wurde der Wagen im September als 219 282 im Lieferzustand 1982 vor Einführung der "Hauptstadtfarben" fertiggestellt und zum Jubiläum "40 Jahre TATRA-Wagen in Berlin" der Öffentlichkeit vorgestellt.
Bei der Restaurierung wurden fast alle nötigen Umbauten am Fahrzeug durchgeführt, um den Zustand möglichst authentisch darstellen zu können. Da der 219 282 noch nicht die Steuerungen für die Ampel- und Weichenanlagen besitzt, folgte dem Wagen für die Ansteuerung der Anlagen der im Betriebsbestand befindliche KT4D 6166, welcher für einen Weiterbetrieb vorgesehen ist und entsprechend aufgearbeitet wurde. An der Weltzeituhr wird der Wagen von zahlreichen Fotografen erwartet – samt eines Exemplares, welches mit seinem Smartphone vor die Reihe der wartenden Fotografen springt und sich in der Wahl seines Standortes auch nach Ansprache nicht beirren lässt.

KT4D 219 282

In der Dircksenstraße war Start und Ziel der historischen Fahrten zum Tatra-Jubiläum. Der 30 Jahre alte Wagen 219 282 ist seit 18 Jahren historisches Fahrzeug und trifft auf die aktuelle Niederflurwagengeneration in Form des Flexity 4018 von Bombardier.

KT4D 219 481

Obwohl erst seit rund einem Jahr nach umfassender Instandsetzung und Rückversetzung in den Lieferzustand 1986 wieder betriebsfähig, war 219 481 im Schatten der aktuellen Wiederinbetriebnahme des 219 282. Zu BVB-Zeiten war dieses Motiv nicht denkbar, denn die DDR-Regierung hatte die Straßenbahn im Zuge der Neugestaltung der östlichen Innenstadt bereits 1967 vom zentralen Alexanderplatz entfernt. Erst nach der Wiedervereinigung kehrte die Straßenbahn auf den Alex zurück.

Tw 9050

Die Flexity übernehmen Zug um Zug die früheren Tatra-Kurse, die Tatrawagen haben sich inzwischen auf wenige Linien zurückgezogen. Noch praktisch fabrikneu war der Tw 9050, welcher Lackdaten von Ende August am Wagen angeschrieben hatte. Die aktuell noch 79 KT4D sollen bis 2017 durch die Neubaufahrzeuge ersetzt sein, lediglich 20 Triebwagen bleiben als eiserne Reserve und erhalten nochmals eine Aufarbeitung.

KT4D 219 282

Straßenbahn hat gelegentlich den Spitznamen "Strapazenbahn". Zur Strapaze können Aufnahmen (nicht nur) in Fußgängerzonen werden. Hier sorgte allerdings der Gegenzug für Strapazen, er drohte das Motiv auf dem Alex zuzufahren. Dankenswerterweise erkannte der Fahrer des 219 282 die Situation und wartete die Vorbeifahrt des Gegenzuges ab. Die Fotowolke stand gleichzeitig parat...

T6A2 5517

Die vierachsigen T6A2 samt der passenden Beiwagen B6A2 wurden 1988 bis 1991 für Berlin gebaut, durch die Wende unterblieb die weitere Beschaffung der Wagen. Alle 118 für Berlin gefertigten Triebwagen und 64 Beiwagen wurden 1993-96 modernisiert. Bis zum Sommer 2002 wurden alle Beiwagen abgestellt, blieben aber aufgrund laufender Leasingverträge in Berlin. Im Zuge weiterer Einsparungsmaßnahmen wurden auch die T6A2-Triebwagen bis Ende 2007 abgestellt.
Mit einer Übernahme von T6A2 und B6A2 in den historischen Bestand tat sich die BVG lange schwer, der schleppende Verkauf (meist nach Stettin) und das 2015 begangene Jubiläum 150 Jahre Straßenbahn in Berlin taten ihr übriges und ein T6A2-Großzug wurde in den historischen Bestand übernommen. Der Triebwagen 5117 und der Beiwagen 5563 wurden für das Jubiläum 2015 aufgearbeitet, der Tw 5141 ist noch in Aufarbeitung.
Stehen anderenorts ausgemusterte Fahrzeuge zum Teil Jahrzehnte hinterstellt, verstehen es die Berliner trotz aller Rahmenbedingungen die Fahrzeuge am Leben zu erhalten. Bleibt zu hoffen, dass auch der recht moderne T6A2-Zug seine Nische findet und nicht in sieben Jahren bei Fristablauf sang- und klanglos in der Abstellung verschwindet.


KT4D 219 282

In Berlin wurde zu DDR-Zeiten die östliche Innenstadt nach sowjetischer Monumentalarchitektur gestaltet und breite Alleen errichtet. Straßenbahnen hatten dort keinen Platz und so verschwand die Straßenbahn auch im Osten Berlins aus dem Innenstadtbereich. Erst nach der Wende eroberte die Straßenbahn die östliche Innenstadt wieder – insofern passt der KT4D 219 282 nicht ganz in die typische Ost-Berliner Szenerie an der Prenzlauer Allee mit breiten Schneisen.

KT4D 219 282

Bei bestem Sonnenlicht fährt der 219 282II (dessen Erstbesetzung aktuell noch in modernisierter Form als Tw 6064 durch Berlin fährt) an der Otto-Braun-Straße gen Alexanderplatz. Die Plattenbauten passen gut zum KT4D, aber die Zeit ist nicht anzuhalten und so ist das Jahr 2016 auf der Aufnahme nicht wirklich zu übersehen.

T6A2 5517

Der Verband aus dem T6A2 5117 und dem B6A2 5563 quert die Mollstraße.

KT4D 219 481

Der 219 481 biegt von der Mollstraße auf die Otto-Braun-Straße ab. Von den Bauten her hat sich seit den 1980er Jahren hier recht wenig verändert, die Straßenbahninfrastruktur hat sich wohl am meisten verändert.

KT4D 219 282

Dem Linienweg zum früheren "Stadion der Weltjugend" folgend suchte ich anschließend weitere Motive – abseits der breiten Alleen aus DDR-Zeiten. Markant sind die Fassaden der Berliner Gründerzeithäuser, bei denen die Stuckfassaden lange verpönt waren und oft abgeschlagen wurden. In der Danziger Straße fährt der 219 282 wieder gen Alexanderplatz, im Hintergrund die Hochbahnstrecke nach Pankow und ein Flutlichtmast des Stadions.

KT4D 6071

Beim Warten auf einen der historischen Züge querte ein KT4D-Zug der Linie M8 mit Ziel Hauptbahnhof die wartenden Fotografen. Eigentlich endeten die planmäßigen Einsätze der Tatrawagen zum Hauptbahnhof bereits vor einigen Monaten – doch machte die Fahrzeugsituation heute offensichtlich einen KT4D-Einsatz auf der M8 nötig, quasi als unfreiwilliges Geburtstagsgeschenk.
Von der Zeit schien es denkbar, vor der Heimreise gegen 17 Uhr den Tatra-Umlauf noch einmal zu erwischen. Die Sonne verzog sich zusehends und die Motive für die historischen Tatrawagen waren ausreichend abgefrühstückt. So war am Hauptbahnhof "Warten auf Tatra" angesagt.
Passend zum hochgerechneten Umlauf erschien der KT4D-Umlauf am Horizont und ein neues Motiv im Westen Berlins mit KT4D war im Kasten – samt der bundesweit bekannt gewordenen Dachkonstruktion der Straßenbahnstation am Hauptbahnhof, dessen Beton mit Styroporkugeln leichter gemacht werden sollte – aber nach Abnahme der Verschalung extrem löchrig und gleich ein Sanierungsfall war.


KT4D 6071

So war unerwartet noch das erhoffte, aber realistisch nicht mehr erwartete Motiv am Hauptbahnhof mit KT4D im Kasten. Auch zehn Jahre nach Eröffnung ist das Umfeld des Berliner Hauptbahnhofs noch eine teilweise improvisierte Erscheinung. Immerhin konnte mit fast zehn Jahren Verspätung inzwischen die Straßenbahn den Regelbetrieb zum Hauptbahnhof aufnehmen. Nicht wenige Reisende warten derweil auf den Übergang zum Busbahnhof.

Berlinlinienbus

Eher ein Provisorium ist die Haltestelle für Busse am Hauptbahnhof. Die Fernbusse fahren entweder vom Ostbahnhof oder vom ZOB am Funkturm ab. Nach der aktuellen Marktbereinigung wird ab 2017 praktisch nur noch Flixbus übrig bleiben, die Post hat ihr Fernbusgeschäft an Flixbus verkauft und die Deutsche Bahn stellt zum Jahresende den Berlinlinienbus als eigenes Fernbusangebot ein, welcher erst vor wenigen Monaten erneut ein neues Außendesign erhalten hatte.

BVG 3233

In Berlin ist bei der Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus Berlin (ATB) eine große Sammlung Berliner Linienbusse vorhanden – über fünfzig Fahrzeuge sind im Bestand der ATB, von denen aktuell 14 Fahrzeuge zugelassen sind. Im Rahmen der engen Zusammenarbeit mit der BVG wurde 2009 an einem MAN Lion's City DL 07 der BVG, dem Wagen 3233, eine historisierende Ganzwerbung für die ATB angebracht, welche einen Büssing D2U darstellt. Der auf der M85 eingesetzte Wagen verlässt den Busbahnhof am Berliner Hauptbahnhof.

KT4D 6071

Die KT4D-Traktion aus den Wagen 6071 und 6171 hat in der Schleife Lüneburger Straße gewendet und fährt an der imposanten Glasfassade des Berliner Hauptbahnhofs vorbei. Am Berliner Hauptbahnhof wird das Glas regelmäßig gereinigt, an anderen großzügig verglasten Berliner Bahnhöfen unterbleibt die Reinigung und zunehmend machen diese Bahnhöfe wie Spandau oder Friedrichstraße einen vernachlässigten Eindruck.

Fotos in Google Earth © 2016 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben