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2. Juni – Mit dem ICE-TD in die Prignitz
4. Juni – Ein neuer VT 628 für die neg
6. Juni – Mit dem Deutz-Diesel über die OHE
8. Juni – Der blauen 181 auf der Spur
9. Juni – Strandbetrieb
11. Juni – 75 Grad in Schwanheide
15. Juni – Reisekultur von heute
16. Juni – Reise in die Zeitblase
17. Juni – Blondine zur Frischzellenkur
27. Juni – Der neue Zug von morgen schon heute

Mittwoch, 9. Juni 2021 – Strandbetrieb

V6 LW 3999

Bei den Museumsbahnen am Schönberger Strand hat die Saison 2021 begonnen, seit Ende Mai öffnen die Beherbungsbetriebe wieder und die Fallzahlen der Corona-Infizierten geht weiter zurück – aktuell liegt die Inzidienz im Bundesland bei 10. Beruhte der touristische Betrieb im letzten Jahr noch auf dem Prinzip Hoffnung, stehen dieses Jahr breite Testmöglichkeiten und die fortschreitende Impfung der Bevölkerung als Werkzeuge zur Verfügung, die Zahlen im Herbst nicht wieder hochschnellen zu lassen.
Auch die Museen öffnen nach und nach wieder, die Museumsstraßenbahn des Vereins Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V. (VVM) am Schönberger Strand verkehrt bereits seit März wieder, die Eisenbahn seit Ende Mai. Die Öffnungen werden von vielen Branchen sehnsüchtig erwartet, die in der Regel auf ehrenamtlicher Basis betriebenen Museumsbahnen brauchen diese dringend – die Einnahmen sind weggebrochen, während Kapitalkosten und Zeitfristen der Fahrzeuge, Anlagen etc. weiterliefen und nur teilweise mit staatlicher Hilfe aufgefangen werden konnten.
Der VVM bietet dieses Jahr einige Sonderbetriebstage bei Straßen- und Eisenbahn an, wo die Vielfalt des historischen Betriebes auf Schienen erlebbar wird. Der erste Sonderbetriebstag dieses Jahr war am Sonntag, weitere Sonderbetriebstage sind bis Saisonende jeweils am 1. Sonntag im Monat – der nächste Sonderbetriebstag im Juli wird sich der Eisenbahn widmen. Heute wurde auf der Straßenbahn der Wochenbetrieb gefahren, welcher bis Saisonende mittwochs, in der Hauptsaison auch donnerstags und an einzelnen weiteren Tagen stattfindet. Zusätzlich zu den „normalen“ Betriebsfahrzeugen zeigte sich auch der Hamburger Lehrwagen 3999, welcher vor rund 10 Jahren äußerlich aufgearbeitet wurde, aber u.a. im Innenraum noch hergerichtet werden muss, ehe er als Betriebswagen zugelassen werden kann. Hier schaut das Fahrzeug bereits aus der Halle, während der Berliner Verbundtriebwagen TM36 3495 seine Runden auf der frisch mit Graphit geschmierten Strecke dreht.


V6 LW 3999

1955, vier Jahre nach dem Ende des V6-Baues und zwei Jahre nach Inbetriebnahme der ersten V7-Triebwagen, wurde der Lehrwagen 2001 als speziell ausgestattetes Unterrichtsfahrzeug auf V6-Basis gebaut. Hier passiert der 1968 zum 3999 umgebaute Wagen die vor einigen Jahren für den Betrieb auf „Kieler Spur“ eingerichtete Haltestelle Gleisdreieck.

V6 LW 3999

In Gegenrichtung in der Nordschleife. Hinter dem Tramport ist ein COVID19-Testzentrum eingerichtet worden, was die Platzverhältnisse hier aktuell zwar etwas einschränkt, dem Verein in der Öffentlichkeit aber zu Präsenz verhilft, da sich Touristen während des Aufenthaltes regelmäßig testen lassen müssen und dabei in direkten Kontakt mit den Museumsbahnen des VVM kommen.

V6 LW 3999 und Tw 202

Der Triebwagen 202 aus Hannover steht in der Südschleife ausgestellt, für das ebenfalls auf dem Gleis stehende Fahrgestell wird derzeit am Tramport eine separate Aufstellung gebaut.

V6 LW 3999

Am Museumsbahnhof war derweil die Einrichtung des Trolleyfängers in Aktion zu erleben, welcher bei einer Stangenentgleisung diese umgehend herunterzieht. Beim anschließenden Neuspannen des Fangseils muss sorgfältig vorgegangen werden, da die Federkraft des Fängers enorm ist und bei einer ungewollten Auslösung des haltenden Mechanismusses schmerzhafte Spuren hinterlassen kann.

V6 LW 3999

Die Standzeit konnte genutzt werden, den 3999 von innen abzulichten, wo sich die Aktiven derzeit um die technischen Einrichtungen des Lehrwagens kümmern. Damit die Schüler stets sehen, was vorne bei Anwärter und Lehrer vorgeht sind die Sitzplätze im Gegensatz zu den Serienwagen in der Höhe gestaffelt.

V6 LW 3999

Im hinteren Bereich wurden die Schaffnerausbildungen durchgeführt und der Wagen bekam hinten beim Umbau 1968 eine V6-Falttür, während der Lehrwagen ansonsten als einziger V6 weitgehend im Ursprungszustand blieb und so auch keine Leuchtstofflampen bekam. Die beige Türfarbe fand sich auch an den DT1-Türen der Hochbahn, wie sich so manches Detail aus den Großraumwagen auch in den Hochbahnwagen der damaligen Zeit wiederfindet.

V6 LW 3999

Im Zuge des Umbaues des Lehrwagens zum 3999 wurde unter anderem auch die große, durchgehende Frontscheibe durch Einheitsgrößen aus dem V6E-Serienumbau ersetzt.

V6 LW 3999

Funktionsfähig ist inzwischen auch wieder die Bremsversuchswarnanlage, die den nachfolgenden Autofahrer warnte – der mitfahrende Schaffnerlehrer gab zuvor über einen Taster seine Zustimmung, um Gefährdungen des nachfolgenden Verkehrs auszuschließen. Links die in Aufarbeitung befindlichen V2- und Z2u-Triebwagen, von dem einzelne bereits aufgearbeitete Inneneinrichtungsteile vor dem Fahrzeug auf den Einbau warten.

Z1 656

Rechts vom Z2u 2734 der „Historische“, der Z1 656. Er bekommt derzeit einen neuen Schienenräumer nach originaler Vorlage. Im Hintergrund eine mögliche Baustelle für die kommenden Jahrzehnte, der Z2Bu 1786.

TM36 3495

Am Ortseingang von Schönberger Strand steht an Betriebstagen meist ein Fahrzeug als Werbeträger. Hier steht der Berliner TM36 3495 auf dem beim Streckenbau zu Beginn der 1990er Jahre für einen damals angedachten Ausbau zu einem Rundkurs als Vorleistung angelegtem Gleisstummel. Die dazu nötigen Grundstücke sind inzwischen bebaut – angedacht ist mittelfristig eine Verlängerung in die „Büx“ eine Freifläche in der Bahnhofseinfahrt, die künftig für (Ersatz-)Stellmöglichkeiten hergerichtet werden soll.

V3 2970 und V2B 1306

Der Beiwagenbetrieb ist am Strand an Tagen mit hohem Besucheraufkommen üblich, zu Coronazeiten ermöglichte der Beiwagenbetrieb auch bei weniger Andrang flexiblen Betrieb – mit dem aktuell nötigen Abstand.

V3 2970 und V2B 1306

Einfahrt in die Hst Spielplatz.

V2B 1306

Zum Zeitreisen bitte einsteigen! Blick aus dem V2B 1306 auf V3 2970 und TM36 3495. Auch wenn es nicht augenfällig ist, die Sitze im V2 sind gepolstert.

GT6 7553

Für den Betrieb mit Beiwagen wird ein zusätzlicher Schaffner benötigt, sodass in den letzten Monaten der Braunschweiger Düwag-GT6 7553 ein unverzichtbares Betriebsfahrzeug im Einmannbetrieb war, da hier praktisch durchweg die nötigen Abstände eingehalten werden konnten. Dadurch konnte die 2020 begonnene Neulackierung in Braunschweiger Farben noch nicht abgeschlossen werden. Aber aus Braunschweiger Expertenwissen ist überliefert, dass dort auch einmal kurzzeitig ein GT6 in weiß mit orangefarbenen Dach im Einsatz stand.

GT6 7553

Als 6 zum Schloss. Dass durch die Corona-Teststation am Museumsbahnhof unbedarfte Besucher auf die Museumsbahn aufmerksam werden, merkte man am Mittwoch deutlich – nicht nur einmal fragten Besucher wann die Bahn zum Schloss denn abfahren würde. Was bringt moderne Anzeigetechnik nicht alles…

V3 2970 und V2B 1306

Gegen 16 Uhr begann das allmähliche Aufräumen auf der Strecke. Der Auslauf am Mittwoch war doch etwas höher als an Regelbetriebstagen üblich und so war in Richtung Betriebsschluss einiges aufzuräumen. Zunächst sollte der Berliner 3495 vom Abstellplatz in der Südschleife abgeholt werden, auf dem Weg dorthin kontrollierte der mitfahrende Schaffner noch zuvor aufgetretene Auffälligkeiten im Beiwagenbetrieb.

GT6 7553 und TM36 3495

Der TM36 setzt auf seinen Abstellplatz, vorbei am Braunschweiger GT6 7553.

V3 2970 und V2B 1306

Um auch den Beiwagen 1306 wegsetzen zu können, war eine weitere Fahrt durch die Südschleife nötig – um 16 Uhr liegt die Strecke zwischen den Schleifen für Fotos allmählich gut im Licht.

V2B 1306 und GT6 7553

Der 1306 wird in die Wagenhalle weggesetzt. Die Gleichheit der Konstruktionen von Trieb- und Beiwagen V2 führte in den 1930er Jahren zu Umbauten von Beiwagen zu Triebwagen. Im Gegensatz zu den modernisierten Triebwagen, die auch neue Kopfformen erhielten, blieben die V2B Zweirichtungswagen und damit weitgehend im originalen Erscheinungsbild der V2.

V3 2970

Der 2970 drehte anschließend noch solo einige Runden über die Anlage, vom Fahrgastaufkommen her fast Hauptverkehrszeit… Das Plakat der Teststation holt den Betrachter aber schnell aus der Zeitreise.

V3 2970

Die manchmal unverhoffte Begegnung mit der Technik von vorgestern sorgt bei Groß und Klein regelmäßig für Begeisterung. So wird die Technik auch schon einmal vom Nachwuchs genau inspiziert und anschließend erfahren.

V3 2970

Der V3 wurde 1937 als moderner Nachfolger der noch in Holzbauweise erstellten V1 und V2 in Dienst gestellt. Der Wagenkasten war in der inzwischen längst üblichen Stahlbauweise erstellt, die Räder in den Drehgestellen hatten im Querschnitt nur noch 660mm Durchmesser, so dass die sonst übliche Stufe im Fahrgastraum entfallen konnte. Der Fahrschalter war unterflur angeordnet und die in den Widerständen anfallende Wärme wurde erstmals zur Heizung genutzt. Den fünf Wagen folgte zu Beginn der 1940er Jahre der noch innovativere V4, von denen allerdings kein Wagen den Krieg überlebte.
Der zunächst als 3064 bezeichnete Wagen wurde bereits 1942 zum Einrichtungswagen, die nun funktionslosen Türen wurden 1946 durch Bleche und Scheiben ersetzt und den Technik weiter dem V2 angepasst Seine ursprüngliche Front mit der dreigeteilten Frontscheibe behielt der Wagen auf der hinteren Seite trotz aller Modernisierungen, die dem Wagen u.a. auch V6-Drehgestelle brachten, bis zur Ausmusterung.


V3 2970

Zeit hinterlässt immer Spuren, auch wenn sie 70 Jahre alt sind. Im Auslieferungszustand besaß der V3 keine Linienschildkästen, die Linien waren im Zielschildkasten mit integriert. Zusätzlich besaß der Wagen zwei farbig beleuchtete Lichter über dem Zielschildkasten. Aufnahmen aus den 1950er Jahren zeigen den heutigen 2970 noch ohne Linienschildkasten, aber schon ohne Linienlichter. Die Spuren der Lichter sind am V3 noch heute zu erkennen.

GT6 7553

Zum Abschluss der Reihe noch der Braunschweiger GT6 7553 in bestem Abendlicht, mit Baujahr 1975 der jüngste Wagen im Bestand. Bereits ein Jahr später begann der VVM die Museumsbahn am Schönberger Strand aufzubauen… Trotz (oder wegen?) des jungen Alters erfreut sich der Düwag-GT6 bei den Besuchern großem Interesses. Spätestens nächstes Jahr wird sich der Triebwagen dann in Braunschweiger Lackierung und Beschriftung zeigen und dann vollständig in der historischen Sammlung von Straßenbahnen aus dem nördlichen Deutschland angekommen sein.

Fotos in Google Earth © 2021 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben