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2. Juni – Mit dem ICE-TD in die Prignitz
4. Juni – Ein neuer VT 628 für die neg
6. Juni – Mit dem Deutz-Diesel über die OHE
8. Juni – Der blauen 181 auf der Spur
9. Juni – Strandbetrieb
11. Juni – 75 Grad in Schwanheide
15. Juni – Reisekultur von heute
16. Juni – Reise in die Zeitblase
17. Juni – Blondine zur Frischzellenkur
27. Juni – Der neue Zug von morgen schon heute

Dienstag, 15. Juni 2021 – Reisekultur von heute

BR 182

Ein Blick wie man ihn selbst aus Kindheitstagen noch in Erinnerung hat. Aus dem ersten Wagen vom verschlossenen, lauten Wagenende auf die Zuglok – beim Autoren meist V200 oder BR 103. Der Blick auf den Zughaken, an dem die wirkenden Kräfte zu sehen sind, wenn der Zug beschleunigt und der gefederte Zughaken ein Stück aus der Lok gezogen wird. Die Zuglok ist längst keine V200 oder eine 103 mehr, heute kommen durchweg moderne Drehstromloks zum Einsatz – soweit nicht ohnehin Triebzüge lokbespannte Züge abgelöst haben
Am Dienstag führte der Weg in die Zeitblase von Hamburg nach Köln – der preisgünstigste dabei zum FLIXTRAIN. Dieser nahm Mitte Mai seinen pandemiebedingt eingestellten Betrieb mit neuen Eisenbahnverkehrsunternehmen wieder auf – die bisherigen Partner wurden entweder insolvent (LEO Express) oder beendeten im Falle von BTE von sich aus die Zusammenarbeit mit der FlixMobility GmbH.

FLIXTRAIN

Mit den Unternehmen SVG, IGE, UEF und der NeS hat die FlixMobility GmbH neue Partner für den Betrieb des FLIXTRAIN gewinnen können und lässt 135 ehemalige InterRegio-Wagen der DB bei Talbot in Aachen entkernen und als Großraumwagen neu ausbauen. Einige dieser Wagen kommen in Schweden zum Einsatz, wo Hector Rail für FLIXTRAIN die Verbindung Stockholm – Göteborg bedient.
Wie diese Reisekultur anno 2021 aussieht, sieht man auf der obigen Aufnahme anschaulich. Nach dem Entkernen der früheren InterRegio-Wagen – welche Ende der 1980er Jahre mit
Sitzlandschaften gestaltet wurden, die nur noch fünf Sitze je bisherigem Abteil umfassten – wurde in die Wagen eine Reihenbestuhlung eingebaut, mit Sitzabständen, wie sie im Reisebus üblich sind und gegenüber der Abteilzählweise einen nochmals verdichteten Sitzteiler haben.

FLIXTRAIN

Die in den Wagen verbliebenen Übersetzfenster lassen sich nur noch rund fünf Zentimeter herunterziehen. Die am Dienstag bereits recht hohen Außentemperaturen ließen zunächst befürchten, dass entweder die Durchlüftung nicht reicht, oder zuviel Durchlüftung in den den Wagen zu geschlossenen Fenstern führt. Beides war nicht der – im Wagen ließ es es recht gut aushalten, wobei dei Wagen aktuell nur bis zur Hälfte besetzt werden. Ob bei einem wirklich ausgebuchten Zug das Reiseklima im Sommer auch noch vergleichbar sein wird? Fazit bleibt, kein Vergleich zu früher – aber wer FLIXTRAIN fährt, will sparen. Für 20 oder weniger Euro nach Köln bei Full-Service, das passt nicht zusammen.

BR 111 GfF

In Köln fuhr nach dem Aussteigen im Augenwinkel des Fotografen eine verkehrsrote 111 mit n-Wagen am Haken in den Hauptbahnhof ein. Eigentlich sind die rund 5.000 zwischen 1958 und 1980 gebauten früheren Silberlinge – einst bundesweit DER Nahverkehrswagen – von den Schienen verschwunden. Nur in Baden-Württemberg kommen noch einzelne n-Wagen in Ausflugszügen bei DB Regio zum Einsatz. Unvergessen sind die oft in alter Form erhalten gebliebenen gemütlichen Sitze – seit der Modernisierung in den 1990er Jahren verloursbezogen. Und die zu öffnenden Fenster, an denen man sich den Fahrtwind um die Ohren wehen lassen konnte – oder dem Reisenden bei Regen aus dem Ecken auch mal das Regenwasser auf die Kleidung oder ins Gesicht spritzte…
Dass im Jahr 2021 noch fast täglich n-Wagen zum Einsatz kommen ist oft in Verkehrsverträgen auf Kante genähten Fahrzeugbeständen zu verdanken. Entweder reichen nach Unfällen oder bei zusätzlichen Verkehren die knapp berechneten Reserven nicht aus, um alle Leistungen fahren zu können – oder die Hersteller kommen mit der zugesagten Lieferung von Neufahrzeugen in Verzug bzw. haben Probleme bei der Zulassung der Fahrzeuge.
Eine neue Facette bei Ersatzverkehren wird aktuell das zwar-Vorhandensein der Neufahrzeuge im zugelassenen Zustand, aber Streitigkeiten zwischen Verkehrsunternehmen und Hersteller über die Instandhaltung der Fahrzeuge verhindern einen Einsatz der Züge. Dieses Szenario droht zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 in Bayern, wo Go-Ahead Bayern das E-Netz Allgäu übernehmen wird, sich jedoch mit dem Hersteller Stadler über die mit dem zur Transmash-Gruppe gehörenden Wartung bei der TMH International AG nicht verständigen kann. So wechselte der Fotograf rasch den Bahnsteig und lichtete die 111 200 der GfF Gesellschaft für Fahrzeugtechnik mbH vor dem auf der RB48 verkehrenden Wendezug von TRI ab.
Die GfF aus Crailsheim ist nach TRI und WFL der dritte große Mitspieler bei den Ersatzverkehren. Die GfF besitzt aktuell neben den beiden Loks 111 056 und 111 200 auch eine Lok der Reihe E10, die 115 459. Aktuell kommt die 111 200 vor den von TRI gefahrenen Ersatzzügen auf der RB48 zum Einsatz, da die TRI-110 469 noch in Dessau zur Hauptuntersuchung weilt und die zweite TRI-110, die 110 428 bis Mitte Juni in Baden-Württemberg vor den dortigen Ersatzzügen zum Einsatz kam.

Fotos in Google Earth © 2021 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben