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2. Juli – Vielfalt rund um die HafenCity
3. Juli – Ameisenbär lernt bremsen
12. Juli – Santana alias Sensors4Rail wieder unterwegs
13. Juli – Sensors4Rail reloaded
19. Juli – Sensors4Rail auf neuen Pfaden
29. Juli – Pferdebahnbetrieb
30. Juli – Verkehrstag in Skjoldenæsholm




Sonnabend, 2. Juli 2022 – Vielfalt rund um die HafenCity

Figur

Fotos von Nachtzügen gibt es im Fototagebuch bisher recht wenige – ein Thema welches einst sträflich vernachlässigt wurde. Die DB stellte die letzten eigenen Nachtzugverkehre Ende 2016 ein, nachdem dieses Geschäftsfeld zuletzt nur noch ein ungeliebtes Kind war.
Private Unternehmen hielten noch eine kleine Flamme aufrecht, erst die letzte Zeit kommt es zunehmend wieder zu neuen Angeboten – welche auch erfreulich gut angenommen werden.
Nachtzugverkehr heißt im norddeutschen Raum auch früh aufstehen, die langen Tage lassen sich für ankommende Züge gut nutzen. So führte der Weg heute recht früh zunächst zum 2008 formell aufgelösten Hamburger Stadtteil Klostertor, welcher bis heute gewerblich geprägt ist. Gut bewacht vom Drachen der Ersten Banksbrücke, dessen historische Bedeutung bisher nicht eindeutig belegt zu sein scheint.

ICE1

Schon im letzten Jahr stand das Motiv mit der legendären wie markanten Oberhafenkantine auf dem Zettel, damals im Hochsommer optimistisch nach einem Nachtdienst, was heillos zu früh war. Im weiteren Verlauf geriet das Motiv in Vergessenheit, ehe vor drei Wochen die 01 509 über die Oberhafenbrücke gen Berlin aufbrach.
Die neuen Anbieter stellen kein ganzjähriges und tägliches Angebot auf die Beine – aber eine vorhandene Nachfrage pauschal einstellen wie die DB es tat, ruft externe Anbieter auf den Plan. Das Eisenbahnrecht kennt hier keine Kompromisse – wie z.B. die Erfordernis für die Autoverladung in Altona Ersatz zu schaffen, einen Ersatz den die DB zunächst für nicht nötig hielt.
Nacht-ICE wie der ICE920 aus Frankfurt(Main), welcher hier über die Oberhafenbrücke in den Hamburger Hauptbahnhof einfährt, sind keine Alternative. Der Autor hat 2020 mangels Alternativen einmal einen solchen Zug genutzt – abgesehen von der ohnehin nicht mehr vorgesehenen Lichtreduzierung meinte der Zugchef auch jeden Halt brüllend laut verlautbaren zu müssen. Wen will man da für diese Angebote begeistern?


Hanse-Express

Die vom Architekten Willi Wegner im sogenannten norddeutschen Klinker- oder Backsteinexpressionismus entworfene Oberhafenkantine wurde 1925 vom Wirt Hermann Sparr als sogenannte Kaffeeklappe im Hamburger Hafen an der Stockmeyerstraße 39 errichtet. Die Kaffeeklappen dienten einst der Verpflegung der Hafen- und Werftarbeiter mit Getränken und warmen Speisen.
Da das Gebäude direkt an der Kaikante des Oberhafens liegt, ist es sowohl durch die regelmäßigen Gezeiten wie durch Sturmfluten stark unterspült worden, mit der Zeit abgesackt und in Schräglage geraten. Im Zuge des Neubaus der Eisenbahnbrücke über den Ericusgraben stand deren Abriss im Raum, welcher verhindert werden konnte. Sie wurde am 19. Oktober 2000 unter Denkmalschutz gestellt und 2005 als Kulturdenkmal renoviert.
Seit 2006 wird die Oberhafenkantine wieder im alten Kantinencharakter betrieben und wie zu alten Zeiten im jetzt künsterlisch geprägten Umfeld des früheren Hauptgüterbahnhofs traditionell-deftige Hausmannskost mit belegten Brötchen, Frikadellen, Eintopf und Kartoffelsalat serviert.


193 088

Während Unternehmen wie die ÖBB den Nachtzugverkehr nie aufgaben, mussten private Betreiber von vorne anfangen. Während die Georg Verkehrsorganisation GmbH (GVG) im Nachtzugverkehr Berlin – Stockholm bereits seit dem Jahr 2000 erfolgreich eine Nische besetzte und 2021 nach Übernahme der Verkehre durch die Wedler Franz Logistik GmbH & Co. KG (WFL) ausbaute, stieg die RDC Deutschland GmbH mit dem ALPEN-SYLT Nachtexpress im Juli 2020 in den Nachtzugmarkt ein.
RDC machte mit dem holperigen Start des ab Dezember 2015 geplanten RDC Autozug Sylt
zunächst negative Schlagzeilen, ehe sich die Lage an der Nordseeküste allmählich beruhigte. Ausgerechnet die im April 2020 beendete Kooperation mit dem Wettbewerber FLIXBUS für den Betrieb des FLIXTRAIN – welche RDC zusammen mit der BahnTouristikExpress GmbH (BTE) auf die Beine stellte – sollte im weiteren Verlauf den Einstieg in den Fernreiseverkehr auf eigene Rechnung ermöglichen.
Das Unternehmen BTE wird in RDC integriert und die BTE-Fahrzeuge erhalten nach und nach das blaue RDC-Design. Zum Einsatz kommen u.a. die Wagen aus den früheren FLIXTRAIN- und den BTE-Verkehren sowie zusätzlich erworbene Schlaf-, Liege- und Autotransportwagen. Hier fährt die im April 2022 neu abgenommene 193 088 von RAILPOOL mit dem im Bf Rothenburgsort vom NEX1313 getrennten Flügelzug RDC1311 aus Lörrach mit Ziel Hamburg-Altona in den Hamburger Hauptbahnhof ein.


DE 2700 07

Die im Frühjahr 2022 im RDC-Design lackierte DE 2700-07 „Cindy“ übernahm in Rothenburgsort den Teil NEX1313 des ALPEN-SYLT Nachtexpress aus Salzburg. Aktuell sind die Wagen entsprechend ihrer bunten Herkunft auch real bunt. Die Farbgebung der Fahrzeuge wird sich in den kommenden Monaten zunehmend auf das RDC-Design fokussieren.

DT5

Angesichts der nicht allzu stabilen Wetterprognose wurde ein Sprung an die Schlei vertagt und der Fokus auf hamburgtypische Motive gelegt. Die im Dezember 2018 eröffnete Hst Elbbrücken der U-Bahnlinie U4 liegt markant, aber sonnentechnisch recht ungünstig. Die Ausfahrt aus der Haltestelle lässt sich vormittag immerhin mit Frontlicht umsetzen.
Die hier seit Eröffnung in der Regel eingesetzten DT5 setzen zwar keine Farbakzente, aber das tut der imposante Hallenbau auch nicht … Mit dem Bau des 254 Meter hohen Elbtowers wird in diesem Bereich ohnehin ein prägender Schattenwurf im Motiv zu erwarten sein.


O 405 2575

Seit 2020 bedient der Hamburger Omnibus Verein e.V. (HOV) an Wochenenden im Auftrag der HOCHBAHN die Linie 856 von Elbbrücken zum Hafenmuseum. Meist kommt der O 405 2575 des Baujahrs 1985 zum Einsatz, als Reservefahrzeuge stehen der Niederflurschnellbus O 405N 6502 von 1994 und der VÖVII-Prototyp S80 1983 von 1979 zur Verfügung. Die östliche HafenCity entwickelt sich rasant, schon bald wird auch von der Baakenwerder Straße kein Blick auf die Stadtsilhouette mehr möglich sein.

101 057

Beim Warten auf den 2575 fuhr der 50 Jahre IC-Steuerwagen mit der 101 057 aus Norden kommend über den früheren Hauptgüterbahnhof nach Hamburg Hbf ein. Zu dieser Zeit verkehrt eigentlich nur der IC2217 Greifswald – Stuttgart, allerdings unter Umfahrung von Hamburg Hbf mit Ersatzhalt in Hamburg-Harburg. Dieser war heute im Ausfall gekennzeichnet, aber ab Bremen mit genau dieser Garnitur eingelegt. Offenbar hatte sich der Zugführer krankgemeldet und der Zug fuhr bis zur Verfügbarkeit eines Zugführers ohne Reisende – samt der Gelegenheit den falsch gereihten Park in Hamburg passend zu drehen.
So wurde umgehend an den Norderelbbrücken Position bezogen, auch wenn es für das Motiv noch etwas früh am Tag war. Die 101 057 wurde im September 2021 mit einer Beklebung für den Connecting-Europe-Express versehen, der im Herbst durch Europa tourte und das Projekt TEE 2.0 mit Leben füllen sollte. In diesem Zusammenhang kam auch der VT11.5 des DB Museums nach Berlin, nach der zentralen Veranstaltung am Bf Südkreuz war der Zug einige Monate im Deutschen Technikmuseum
ausgestellt. 101 057 passiert mit dem Leerpark des IC2217 das Motiv.

140 008 PRESS

Gerade zwei Züge auf Güterzuggleis und Personenzuggleis durch, hat man(n) ja Zeit den Sonnenhut aus dem Auto zu holen. Denkste! Gerade am Auto angekommen polterte es erneut auf den Norderelbbrücken und es schob sich ein recht rundes, blaues Lokdach in die Szenerie. Glück muss man haben, wenn man den Fernauslöser in diesem Moment in der Hand hält und blind auslöst. Am Standort wieder angekommen wurde erstmal bange geschaut, ob der Auslösemoment noch gereicht hat. Hat er, Schwein gehabt … Die leihweise bei METRANS eingesetzte 140 008 der PRESS (ehemals 140 845 der DB) passiert das Motiv mit einem Containerzug zum Bf Hamburg Hafen.

Metronom

Die Norderelbbrücken sind Motive auf Zeit. Während gerade das gern genutzte Motiv der Reiherstiegschleuse von den beginnenden Bauarbeiten zur Erneuerung von Schleuse und Straßenbrücken gekillt wird, wird auch dieses Motiv bald Geschichte sein. Die Eisenbahnbrücken stehen in einigen Jahren zur Erneuerung an – die Freihafenelbbrücke ist längst ein Sanierungsfall, dessen Erneuerung seit Jahren vorgesehen ist.
Recht neu ist die Planung, zwei neue Ferngleise in die Lücke zwischen Freihafenelbbrücke und Eisenbahnbrücke zu bauen. Wenn die Arbeiten beginnen, wird hier sicherlich zehn Jahre Baustelle sein und was dann hier noch fotogen ist, werden dann wohl nachfolgende Fotografen beurteilen müssen. In wenigen Jahren Geschichte ist das alte Metronom-Design, oder besser gesagt das alte Design der LNVG-eigenen Doppelstockwagen und der zugehörigen Loks. Die Fahrzeuge werden für die verbleibende Einsatzzeit modernisiert und die Farbgebung vereinfacht neugestaltet. Die noch nicht modernisierte ME 146-12 passiert mit ebenfalls noch unmodernisierten Wagen die Norderelbbrücken.


EGP-Rangierlok

Die Eisenbahngesellschaft Potsdam mbH (EGP) fährt einige Rangierleistungen im Hamburger Hafen, meist mit V100. Im Bft Hohe Schaar wird unter der Flagge der EGP aber auch eine klassische Industriebahnlok eingesetzt. Die Lok wurde 1962 von Gmeinder (5275/62) an die Gewerkschaft Auguste Victoria (AV) in Marl-Sinsen ausgeliefert und 2001 an die Vossloh Schienenfahrzeugtechnik GmbH (VSFT) verkauft. Über zahlreiche Umwege kam die Lok 2015 zur Deuna Zement GmbH, welche die Lok in blau lackierte und die EGP als Halter gewinnen konnte.

151 167 EGP

Bereits am Vormittag sah der Autor die 151 167 im Bft Hamburg Süd stehen. Zunächst ob der verkehrsroten 151 verwundert – die DB stellt hier in der Regel keine E-Loks ab – stellte sich bei der zweiten Vorbeifahrt die Lok als EGP-Lok heraus. Die 151 der DB haben nach der Übernahme des Bestandes durch RAILPOOL ihre DB-Logos verloren, so dass Nutzerwechsel u.U. schwer zu erkennen sind. Die EGP stellt hier regelmäßig Loks ab – meist der BR 140.
Bevor nach Durchfahrt der bemerkenswerten Züge an den Norderelbbrücken aufgrund der deutlich zunehmenden Quellwolkenbildung die Heimreise angetreten werden sollte, wurde noch einmal in Hamburg Süd vorbeigeschaut, ob die 151 167 nicht vielleicht doch schon zu Leben erwacht ist. Und so war es auch, die 151 167 stand vor einem Containerzug in Richtung Berlin scheinbar abfahrbereit. Zur Abfahrt dauerte es doch noch einige Minuten, der Wagenmeister war noch am Zug beschäftigt. Das Wolkenlotto ließ keine sichere Prognose zu, ob es mit Sonne klappen wurde, aber manchmal hat der Wolkengott doch ein Einsehen mit dem Fotografen.


O 405 2575

Wenn man schon am Veddeler Damm wartet, nimmt man auch den allmählich im Licht fahrenden 2575 auf dem Weg zum Hafenmuseum auf, hier passiert der Wagen die Hst Dessauer Straße vor dem heute von der Hamburg Port Authority (HPA) genutzten Verwaltungsgebäude der Hamburger Hafenbahn.

Fotos in Google Earth © 2022 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben